Warum bei der BVG ziemlich viel Banane ist
: Kontrolleure kämpfen gegen den Südfrucht-Konsum in der U-Bahn

Eine Zero-Tolerance-Strategie ist in jedem Falle sinnvoll

Die BVG ist total Banane. Was die Farbe anbelangt. Bananengelb. Die Fahrkartenautomaten sind so gespritzt, auch die neuesten Busse und große Teile der Inneneinrichtung. Dort, wo sich das Labyrinth von Querverstrebungen zum Daran-Festhalten in die Kurve biegt, wird die Ähnlichkeit zum fruchtfarbigen Vorbild am deutlichsten. Auch die Tickets nennt das Verkehrsunternehmen schon „gelbe Karten“ und fordert vollmundig dazu auf, auf Gelb zu setzen. Die U-Bahnen schlängeln sich längst in ähnlicher Farbgebung durch den Untergrund – als wären sie die überdimensionierte, gerade gebogene Pausennahrung für Tennisspieler. Man könnte sie liebevoll U-Bananen nennen. Kurz, bei der BVG ist fast alles Banane.

Wenn da nicht diese Kompromisslosigkeit wäre, mit der Undercover-Kontrolleure den Südfrucht-Konsum in der Untergrundbahn zu unterbinden suchen. Da setzen die als ABM-Maßnahmen getarnten ABM-Maßnahmen nicht auf Gelb, sondern sehen rot.

Sie sind stets gut vorbereitet. Ausgestattet wie in ordnungsliebenden Ländern Hundebesitzer zum Kotentfernen auf offener Straße. Als ein Bekannter kürzlich in der U-Bahn in seine Banane biss, waren die Kontrolleure sofort zur Stelle. Die Banane kam in die Tüte – in eine freundlich auffordernd aufgehaltene der Supermarktkette Plus. Weil, das steht in den Beförderungsbedingungen, Bananenverbot herrscht in BVG-Gefährten. Überhaupt: Die Nahrungsaufnahme ist strengstens untersagt.

Nicht jeder weiß das, weil der komplette Verbotskatalog nicht auf jedes Ticket gedruckt wird. Das würde die Kosten für den Ticketdruck unnötig in die Höhe treiben und außerdem zu extrem überhöhten Wartezeiten an den Automaten führen.

Die BVG fährt eine Strategie des Order-Droppings, versucht manches am Bahnhof auszuhängen. Vieles wird den Fahrgästen auch von den freundlichen Triebwagenführern durch dicht an den Oberlippenbart gekuschelte Mikrofone zugebrüllt: „Mit dem Fahrrad nicht in den ersten Wagen!“ etwa.

Die Zero-Tolerance-Strategie der krummen Südfrucht gegenüber ist in jedem Falle sinnvoll. Noch ist Deutschland keine Bananenrepublik. Der Eindruck sollte gerade in hauptstädtischen U-Bahnen tunlichst vermieden werden. Zudem verhält es sich mit dem Bananenkonsum ähnlich wie mit dem Rauchen. Statt Kippen landen Schalen im Gleisbett. Jede Schale müsste einzeln von eigens dafür eingestellten Bananenschalenentfernungskolonnen aufgelesen werden. Die Konsequenz: eine erhebliche zusätzliche Kostensteigerung im Personalbereich, vermutlich in zweistelliger Millionenhöhe. Dabei will die BVG doch weniger Bedienstete beschäftigen statt mehr.

Zudem entstünden technische Schwierigkeiten. Die Fahrzeuge könnten auf den Bananenresten ausrutschen und ins Schlittern geraten. Wie es beim großen BVG-Bruder Bahn des Öfteren auf von herbstlichem Laub befallenen Schienen geschieht. Die BVG würde endgültig so pünktlich wie die Bahn.

Einer Bananenszene im Underground muss schon vor ihrer Entstehung der Kampf angesagt werden. Nicht nur mit Einkaufstüten von Plus. Stattdessen ließe sich vieles lösen, indem die BVG ihre U-Bahnen in einer Art Franchise-Betrieb im Stile von McDonald’s an die Triebwagenführer vermietet. Abwegig? Im Gegenteil. Jeder bewirtschaftet seine eigene Bahn. In kürzester Zeit würden die Fahrer ein so symbiotisches Verhältnis zu den Sitzgarnituren der Waggons entwickeln wie es auch mittelständische Autobesitzer nicht nur an sonnabendlichen Nachmittagen tun. „Finger von den Sitzen“, hieße die Devise. Womöglich auch: „Schuhe aus vorm Einsteigen.“ Dazu gäbe es Bananen-Piktogramm-Schilder an den Türen: „Wir müssen draußen bleiben.“ Und saftige Strafgebühren für Bananenesser.

Die Triebwagenführer würde sich auch in einem kompetitiv angelegten Untergrundsystem einen Satz nicht nehmen lassen: „Mit der Banane nicht in den ersten Wagen – äh, also, nicht in den Wagen.“ Sie würden ihn aber sehr freundlich sagen müssen, diesen Satz. Sie konfiszierten ja im direkten Wettbewerb.

JOHANNES GERNERT