Tod im Hinterhalt

Neun russische Soldaten bei Schießerei in Dagestan getötet. Tschetschenische Rebellen überfallen Krankenhaus

MOSKAU taz ■ Bei einer Schießerei in den Bergen Dagestans sind gestern neun russische Soldaten getötet worden. Nach Agenturberichten waren die Grenzschützer von tschetschenischen Rebellen in einen Hinterhalt gelockt worden. Die Soldaten waren auf dem Wag nach Schauri im Zutinski Rayon, wo Rebellen in der Nacht zuvor das Krankenhaus besetzt und vier Geiseln in ihre Gewalt gebracht hatten.

Die Informationen aus dem schwer zugänglichen Hochgebirgsdorf im dagestanisch-tschetschenisch-georgischen Dreiländereck widersprechen sich. Weder russische Journalisten noch Mitarbeiter dagestanischer Sicherheitsbehörden hatten den Ort bis zum Abend erreicht. So war bis abends unklar, ob alle Rebellen den Ort wieder verlassen hatten oder eine Gruppe mit den Geiseln im Hospital zurückgeblieben war. Andere Quellen meldeten, die 50 bewaffneten Kämpfer würden versuchen, sich Richtung Tschetschenien durchzuschlagen.

Das Innenministerium Dagestans vermutete indes, die Rebellen seien auf dem Weg nach Georgien. Die Grenze gilt im Winter bei mindestens vier Metern Schneehöhe als unpassierbar. Unwahrscheinlich ist daher auch, dass die Rebellen von Georgien aus in Dagestan eingefallen sind. Ebenso ungeklärt ist das Motiv der Geiselnahme. Der Überfall tschetschenischer Rebellen unter Führung des Wachhabiten, Schamil Basajew, auf dagestanische Dörfer 1999 war der Auftakt des zweiten Tschetschenienkrieges. In den armen Bergdörfern Dagestans haben die Wachhabiten großen Zulauf. KLAUS-HELGE DONATH