Island will an deutsche Wärme

Reykjavíker Unternehmen plant Erdwärmekraftwerke in Süddeutschland

BERLIN taz ■ Islands Wirtschaft hat die Erdwärme in Deutschland entdeckt. Das Reykjavíker Energieunternehmen Enex will an „acht bis zehn Orten“ in Deutschland den Bau von Geothermiekraftwerken vorantreiben. Die ersten beiden Standorte sind Dudenhofen bei Speyer (Pfalz) und Kehl nahe der französischen Grenze bei Straßburg.

Bisher galten Erdwärmekraftwerke nur dann als privat finanzierbar, wenn ein öffentlicher Geldgeber zumindest das Bohrrisiko übernimmt. Denn das finanzielle Risiko ist beachtlich: Selbst beste geologische Voruntersuchungen können nicht garantieren, dass die (sehr teure) Bohrung am Ende wie gewünscht nutzbar ist.

„Bohrungen mit ungewissem Ausgang gehören bei uns zum Geschäft“, sagt Enex-Generalbevollmächtigter Hannes Sandkühler, „in Island ist das ein alter Hut.“ Enex bringt auch das nötige Kapital mit, um Fehlschläge zu verschmerzen. Allein die erste Erkundungsbohrung des Projektes im badischen Kehl, die im kommenden Jahr erfolgen soll, wird fünf Millionen Euro kosten. Welcher Anteil der geplanten Projekte zum Erfolg geführt werden muss, damit sich das Deutschland-Engagement für Enex am Ende lohnt, bleibt Firmengeheimnis.

In Kehl sollen im Endausbau neun Erdlöcher abgeteuft werden: sechs zur Förderung des heißen Wassers, und drei, um dieses nach Abkühlung wieder zu verpressen. Die weiteren Kraftwerke sollen allesamt im Oberrheingraben und im süddeutschen Molassebecken (Südbayern) entstehen.BERNWARD JANZING