1. MAI-DEMONSTRATIONEN
: Es müssen Taten folgen

Die Gewerkschaften haben begriffen, dass der prekären Beschäftigung der Kampf angesagt werden muss

Es war nicht nur das schöne warme Wetter, was an diesem 1. Mai auf der DGB-Kundgebung für gute Laune sorgte. Es waren auch die markigen und radikalen Reden der Gewerkschaftsbosse, die dafür sorgten, dass sich bei manchen Basisgewerkschaftern das Gemüt erhitzte.

Wer dem DGB-Chef Erhard Pumm und dem Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft NGG Franz-Josef Möllenberg so lauschte, könnte den Eindruck gewonnen haben, der Kapitalismus stünde kurz vor dem Aus und die Gewerkschaften würden sich für die sozialen Unruhen, für eine andere und faire Gesellschaft rüsten.

Doch der 1. Mai ist nun mal der 1. Mai. Da darf schon mal bei strahlendem Sonnenschein, Bier, Erbsensuppe und Würstchen auf die Tonne gehauen werden. Heute kehrt dann wieder der gewerkschaftliche Alltag ein, wo die Gewerkschaften handfeste und tatsächliche Antworten auf die Krise vermissen lassen und bereitwillig Tausende in die Kurzarbeit schicken lassen, weil oft der Konflikt gescheut wird.

Aber eines muss anerkannt werden: Die Gewerkschaften haben begriffen, dass der prekären Beschäftigung der Kampf angesagt werden muss – und befinden sich gar nicht so weit entfernt von denen, die den Euromayday organisieren. Und es war nicht nur die Gewerkschaftsjugend, die auf beiden Demos zu finden war. KAI VON APPEN