„Krieg kommt im Kopf an“

Inszenierung eines Blogs: „Bagdad brennt“

■ Der geborene Göttinger ist Schriftsteller, Journalist, Theaterkritiker, Übersetzer, Dramaturg und war 2008 Professor für Poetik in Bamberg Foto: dpa

taz: Herr von Düffel, wie sind Sie auf die Idee für das Stück „Bagdad brennt“ gekommen?

John von Düffel: Der Lauke-Verlag hat mich gefragt, ob ich den Riverbend-Blog bearbeiten könnte. In dem Sujet bin ich eigentlich nicht zu Hause. Es geht aber auch weniger um den Expertenblick als um die menschliche Sicht bei der ganzen Sache: Die Frage, was die Menschen im Irak wirklich durchlebt haben.

Selber schon mal gebloggt?

Bisher sah ich dafür keinen Anlass: „Ich arbeite viel und kümmere mich sonst um meine Familie“, würde da drinstehen.

Gab es Besonderheiten bei der Adaption des Stoffes?

Der spannende Zweifel, ob sich hinter Riverbend eine real existierende Person verbirgt und die Frage, wie sie sich diese Stimme aneignen konnte, ergaben ein besonderes Zusammenspiel von Schein und Sein. Im Grunde ging es darum, die Person genauer zu fokussieren, um dann hervorzuheben, wie sich aus ihren Demütigungen, Ängsten und ihrer Opferrolle jener Zorn entwickeln konnte, welcher letztendlich zu ihrer Radikalisierung führte. Mir ging es darum, die Absichten der Bloggerin so authentisch wie möglich wiederzugeben.

Was wollten Sie mit dem Stück?

Mir ging es darum, das Dokument nochmal anders erlebbar zu machen, da man hinter Zahlen und Daten leicht den Menschen vergisst. Im Theater gibt es kein Entrinnen. Man wird überwältigt, geschockt – der Krieg kommt im Kopf an. INTERVIEW: JTT

Samstag 21 Uhr, Sonntag 19 Uhr, Thalia in der Gaußstraße