KOMMENTAR VON UTA GENSICHEN
: So schnell stirbt es sich nicht, leider

Der Tod vor der eigenen Haustür ist doch immer noch der interessanteste

Ein Virus greift um sich. Doch nicht Schweine oder Vögel sind es, die wie gewöhnlich mit fiesen Gentricks der Menschheit den Garaus machen wollen. Es sind keine anderen als die Journalisten selbst, die jeglichen Berufsethos über Bord werfen und eine recht unspektakuläre DNA-Mutation in einen alles zerstörenden Todesvirus verwandeln.

So gesehen bei „Hart aber fair“. Mit aufgemotzten Grafiken belegte Talk-Meister Frank Plasberg dort, was viele Medienvertreter heimlich herbeisehnen: Bald werden auch hierzulande Menschen an der Schweinegrippe sterben. Der Tod vor der eigenen Haustür ist schließlich immer noch der interessanteste. Die Ursache für die baldige Epidemie ist auch schon ausgemacht. Norddeutschland könne im Notfall gerade einmal elf Prozent seiner Bewohner mit dem antiviralen Medikament Tamiflu versorgen. Alle anderen gingen vor die Hunde. Entschuldigung, vor die Schweine.

Dass Boulevardblätter ihre Seiten mit derartigen Horrorszenarien bestücken, ist nichts Neues. Die ARD aber sollte ihre Zuschauer nicht auf diese Weise verunsichern. Schon jetzt kaufen viele aus Angst ganze Mundschutzvorräte auf. Nur gestorben ist in Deutschland bisher noch niemand. Tritt dieser Fall auch trotz aller Medien-Prognosen nicht ein, so war es für Leser und Zuschauer doch wenigstens eine hübsche Ablenkung – von der Wirtschaftskrise.