PETER WIDLOK EINE KLEINE GASTKRITIK
: Taugt Strauß noch was?

Bei Joseph Roth heißt es, der Mensch sei nicht schlecht: „Er hat nur ein kleines Herz. Es hat sowenig Platz. Es reicht gerade mal für Frau und Kind.“

Bei Christoph Süß, der das wunderbare BR-Magazin „Quer“ (donnerstags, 20.15 Uhr) moderiert, muss das Herz so groß wie sein Mund sein, wenn die Mundwinkel wieder mal nach oben gehen. Süß will alle Themen: Politik, Wirtschaft, Kultur – und das stets so nah am Menschen.

Letztens war es die Normalo-Familie, die Geld anlegen wollte, aber in diesen unruhigen Zeiten nicht wusste, wo und wie. Herrlich die Stafette vom Lebensversicherungsaufschwatzer über den Immobilienberater über die (von sich) überzeugte Aktienhändlerin bis hin zum professoralen Studiogast, der alles einordnen sollte, aber auch nur den Hinweis auf eine „breite Streuung“ parat hatte. Am besten ist die Sendung aber, wenn Süß auf CSU-Belange eingeht. Ist Strauß immer noch ein Vorbild?

So hieß jetzt die unvermeidliche Publikumsfrage. Und der ansonsten so gnadenlose Populist Seehofer, der beinahe seine Sozialministerin Haderthauer feuern wollte, weil die es gewagt hatte, am Strauß-Nimbus zu kratzen, lag diesmal krass daneben: 78 Prozent der Anrufer sehen in FJS kein Vorbild! Aufgeklärt die Bayern. Was vergessen? Ja, die Schauspielkünste von Süß. Aber das müssen Sie selbst sehen.

Peter Widlok, 51, ist Sprecher der Landesanstalt für Medien in NRW. Foto: Archiv