LESERINNENBRIEFE
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■ betr.: Arbeitszeitverkürzung gegen Krise

Her mit der 20-Stunden-Woche

Was spricht eigentlich dagegen, die Arbeitswoche zu verkürzen, bei gleicher Vergütung wohlgemerkt, nämlich von momentan tariflich vereinbarten 37,6 Stunden auf 20 Wochenarbeitsstunden?

In Zeiten, in denen die Wirtschaftskrise alles beherrscht und die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan bereits vor einer flächendeckenden Unzufriedenheit in Deutschland warnt, was nichts anderes heißt, als dass uns ein Krieg des Proletariats bevorzustehen scheint, ist es vonnöten, zu handeln. Mein Vorschlag wäre der, dass wir die Arbeitszeit verkürzen, was ungefähr 40 Millionen Arbeitsfähige in Deutschland betreffen würde, der Rest der 82,5 Millionen geht zur Schule, Universität, ist Rentner oder anderweitig beschäftigt.

Die Verkürzung der Wochenarbeitszeit geht natürlich nicht ohne grundlegende Veränderungen. So denken die meisten Menschen sicherlich an einen sofortigen Verlust ihres stattlichen Einkommens. Nein, dieses würde einfach gleich bleiben wie bei 37,6 oder 30 Arbeitsstunden, die Bürger hätten mehr Zeit, unter anderem die gewonnene Freiheit in der bekannten Einkaufsmeile zu verbringen und die Wirtschaft anzukurbeln, die Arbeitslosenzahl würden sich nahe null aufhalten, man würde nicht mehr von Vollbeschäftigung sprechen, sondern von der „Übervollbeschäftigung“. Die Beamten in den Vermittlungsgebäuden für Arbeit hätten nach Jahrzehnten der Überarbeitung ihre wohlverdiente Pause. Also her mit der 20-Stunden-Woche. FRITZ WILD, Freiburg

■ betr.: „Brüder im Amte“,taz vom 30. 4. 09

Nickeligkeiten

Man muss kein Anhänger der Monarchie sein, um sich über die platzverschwendende, negative Hofberichterstattung, gewürzt mit Nickeligkeiten zum Aussehen der Ehefrau, dem „Eigensinn“ von Prinz Charles und seinen „grünen Ideen“ zu wundern. Ärgerlich wird es, wenn man dann woanders erfährt, dass das Thema ihres Besuches Klimaschutz und gesellschaftliche Integration ist: Im Katzbachstadion in Berlin-Kreuzberg findet ein Fußballspiel zwischen Imamen und Pfarrern statt, zur Förderung des interkulturellen Dialogs. Prinz Charles verleiht im Rahmen des offiziellen Besuchsprogramms einen Pokal. Gut so. EIKE BOLLAND, Kassel

■ betr.: „Ethik statt Quasselstunde“,taz vom 28. 4. 09

Kein Erfolg

Ist das Abstimmungsergebnis ein schöner Erfolg? Aus meiner Sicht nicht. Für niemanden. Wenn Staat und Kirche sich gemeinsam um Bildung/Schule mühen, profitieren nämlich beide Seiten davon. Der Staat, weil es den Bildungsdiskurs bereichert, wenn sich die Kirchen mit ihren tiefen ethischen und anthropologischen Erkenntnissen einbringen. Die Kirchen, weil sie so vor der Gefahr des Sektierens geschützt werden. Dieser Dialog ist in Berlin nun offiziell gescheitert. In etwa gilt (national wie international): Je weniger Religion an staatlichen Schulen, desto mehr konfessionelle Schulen gibt es.OLAF KÜHL-FREUDENSTEIN, Würzburg

■ betr.: „Wenn aus der Wut Widerstand wächst“, taz vom 25./26. 4. 09

Frankreich ist anders als Deutschland

Die Lage ist in Frankreich erheblich angespannter als in Deutschland, da die Regierung gar nicht oder zu spät reagiert. Es gibt zwar einen Sonderminister, der die aktuelle wirtschaftliche Lage verbessern soll, aber der tut auch nur das, was Sarkozy seit Amtsantritt tut: Reden ohne zu handeln. Zudem sind etliche Reformvorhaben (Bildung, Krankenhäuser, Justiz) fast oder ganz gescheitert. An 40 von 80 Unis ist seit 3 Monaten Streik; 15 Unis werden blockiert, die Ministerin Pécresse versucht die Protestbewegung zu spalten, keine Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Regierung. Es liegt eine viel angespanntere Situation vor, die in Deutschland so nicht vorkommen würde. LUKAS MAUCH, Saint-Denis, Frankreich