Am christlichen Segen ist viel gelegen

Seit in der Kleinstadt Damme das Gerücht umgeht, die Marienschule habe mit Rücksicht auf muslimische Schüler auf die kirchliche Einsegnung dreier Klassenzimmer verzichtet, kocht die Stimmung im katholischen Südoldenburg hoch

von Eva Rhode

Die Nachricht raste wie ein Lauffeuer durch die Reihen der politisch Verantwortlichen im Südoldenburgischen: Bei der Einweihung von drei frisch renovierten Klassenräumen der Marienschule in Damme bei Osnabrück seien der evangelische und der katholische Geistliche nicht zur Segnung geladen gewesen. Weil auch muslimische Kinder diese Schule besuchten – so wurde die Begründung der Schule kolportiert. Die Proteste wogten hoch. Allen voran der CDU-Landrat.

In der Lokalpresse hatte Albert Focken verkündet, unter Integration sei zu verstehen, dass der Gastgeber dem Gast sagen dürfe, was er von ihm erwarte – und im christlich geprägten Kreis Vechta sei die christliche Segnung Bestandteil des öffentlichen Lebens. „Man mag dazu stehen wie man will. Wir machen das hier so“, bestätigt dessen Pressesprecher Gert Kühling. Gottes Segen bekommt in der katholischen Enklave des Bistums Osnabrück fast alles – von der Schule bis zum Feuerwehrauto. Im Januar werde das Landratsamt mit dem Schulleiter der Marienschule wohl doch über einen Segnungsttermin beraten.

Der Leiter der Marienschule für Lernhilfe versucht unterdessen, Sachlichkeit in eine aufgeheizte Debatte zu bringen. „Unglückliche Missverständnisse“ hätten zur Darstellung in der Presse geführt, sagt Werner Welzel. „Natürlich bin ich für eine Segnung von Schulräumen.“ Er selbst hat eine Lehrbefähigung für katholischen Religionsunterricht. Doch bleibt er dabei: Nach der bloßen Renovierung von 150 Quadratmetern Schule sei eine Segnung nicht nötig. „Das Gebäude ist auch schon gesegnet.“ Im Landratsamt in Vechta sieht man das ganz anders. Bei vergleichbaren Projekten fänden immer ökumenische Segnungen statt. „Es geht ja um die neue Nutzung durch die Schüler“, sagt Sprecher Kühling. „Da waren vorher Werkstätten.“ Zwar sei ein erklärender Brief der Dammer Schule eingetroffen, nickt der Mann in Vechta. Doch von einem Missverständnis wisse er nichts. Auch sei der Landrat bei der Affäre ja selbst zugegen gewesen.

In der Marienschule ist man besonders zerknirscht, weil sich die Debatte zeitweilig gegen die Muslime am Ort richtete – „die aber damit wirklich nichts zu tun haben“, wie die katholische Religionslehrerin Ursula Kleene feststellt. Niemand habe eine christliche Einsegnung verhindern wollen. Schon gar nicht die Eltern ihrer vergleichsweise wenigen muslimischen Schüler. Dass nun manche von den Muslimen Toleranz forderten, sei eine Unverschämtheit: „Man muss nicht fordern, was man bekommt. Toleranz wird uns entgegengebracht.“ Niemand habe den Adventskranz mit Kerzen im Eingangsbereich der Schule bemängelt und auch nie das Kreuz dort – im Gegenteil. In größtem Einvernehmen sei es nach dem 11. September um die Symbole der großen Weltreligionen ergänzt worden, „um die Friedensgebote der Religionen zu thematisieren und religiös begründeten Extremismus zu problematisieren“.

Extremisten nicht in die Hände spielen – das will unterdessen auch der CDU-Kreisvorsitzende der Stadt Vechta, Oliver Prinz. Mit Segnung. Sie zu verhindern – „so spielt man Rechtsradikalen in die Hände“, eifert er. Viele Bürger würden so etwas nicht verstehen können. Im christlichen Abendland sich zu seinem Glauben zu verhalten, sei doch keine Schande. Aus seiner Sicht hat das Lehrerkollegium mit dem Verzicht auf die Einsegnung „in vorauseilendem Gehorsam gehandelt, wie im Dritten Reich.“