Lichtjahre von der 18

FDP-Bundeschef Guido Westerwelle glaubt an acht Prozent in Hamburg und ist immer noch Lange-Fan

Irgendjemand hat dem FDP-Spitzenkandidaten Reinhard Soltau wohl gesagt, er solle im Wahlkampf etwas mehr Biss zeigen. Bei der gestrigen Pressekonferenz mit dem Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle hatte sich Soltau jedenfalls einen forschen Ton zugelegt, der an Rudolf Lange zu dessen besten Zeiten erinnerte. „Die Fünf-Prozent-Hürde spielt für uns überhaupt keine Rolle“, bellte Soltau ins NDR-Mikrofon – wobei diese Aussage ja positiv oder negativ für die FDP interpretiert werden kann.

Mit der Auslegung hat Westerwelle jedenfalls kein Problem: Die Frage sei lediglich, ob die Hanse-FDP sieben oder acht Prozent erlangen könne. Vor zwei Jahren hatte Westerwelle dem Spitzenkandidaten Lange noch mit der 18-Prozent-Drohung den Rücken gestärkt. Dieses Projekt griff Westerwelle gestern nur noch einmal auf: „Ole von Beust ist von der absoluten Mehrheit in dieser Stadt so weit entfernt wie wir zurzeit von der 18.“ Im Übrigen sei er heilfroh, dass die FDP mit ihrem Spitzenduo Soltau und Fraktionschef Burkhard Müller-Sönksen sich „glasklar“ gegen Rot-Grün ausgesprochen habe. Wobei Westerwelle den Fraktionschef beharrlich als „Müller-Sönsken“ anredete.

Soltau genieße „die volle Unterstützung der Bundespartei in jedem Sinne“, versprach der Gast aus Berlin. Der Spitzenkandidat sei ihm schließlich schon lange als „bodenständiger, kompetenter Politiker“ bekannt.

Hoch im Kurs beim Bundesvorsitzenden steht aber auch immer noch Soltaus Vorgänger. Er blicke „voller Respekt auf die Arbeit von Senator Lange“, so Westerwelle. Mit seiner Demission habe der Admiral „Charakterstärke und persönliche Unabhängigkeit“ an den Tag gelegt, „Eigenschaften, die ich mir für die Herren Trittin beim Dosenpfand und Stolpe beim Maut-Chaos wünschen würde“. Ob das bedeute, dass Lange Chaos angerichtet habe? Nein, das wollte Westerwelle damit nicht gesagt haben. PETER AHRENS