Profs auf dem Prüfstand

Hamburgs Professoren sollen künftig nach Leistung bezahlt werden statt nach Dienstjahren. Hochschulen dürfen Gehälter selbst festlegen

„Die Umsetzung dieses rot-grünen Anliegens war längst überfällig“

von EVA WEIKERT

Weisheit hat kein Alter. Gemäß dieser Formel sollen Hamburgs Professoren künftig nach Leistung bezahlt werden. Ein gestern vom Senat vorgelegter Gesetzentwurf sieht eine neue Besoldungsstruktur vor, in der das Dienstalter keine Rolle mehr spielt. „In Zukunft gibt es kein Geld mehr fürs Älterwerden“, sagte Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos). Flexible Gehälter böten Anreize für mehr Leistung und Qualität. Uni-Präsident Jürgen Lüthje lobte die Reform als „Vorbild für den gesamten öffentlichen Dienst“.

Bislang galten für Professoren festgelegte Gehälter, die mit den Dienstjahren anstiegen. In Zukunft bekommen die Lehrenden an Hamburgs Fachhochschulen und Universitäten ein Grundgehalt von 3.813 oder 4.630 Euro. Zum Vergleich: Bisher wird eine C4-Professur im höchsten Dienstalter mit 5.910 Euro entlohnt. Nach dem neuen System erhält, wer sich hervortut, zusätzlich Bezüge, welche die Hochschulen weitgehend selbst festlegen. „Den Hochschulen bringt die Reform mehr Autonomie, da ihre Präsidien künftig verantworten, wie sie wen belohnen“, erklärte Dräger und mahnte: „Ich erwarte, dass der neue Spielraum zur Profilierung genutzt wird.“

Das Gesamtbudget für die Professorenbesoldung ändert sich aber nicht. Der Entwurf, der gestern auch den Hochschulen zur Stellungnahme vorgelegt wurde, soll ein Bundesgesetz von 2002 in Landesrecht umsetzen. „Das war überfällig“, rügte die hochschulpolitische Sprecherin der GAL-Fraktion, Heike Opitz. Andere Länder hätten das „rot-grüne Anliegen“ längst realisiert.

Demnach soll mehr verdienen, wer häufig publiziert, viele Doktoranden betreut, sich als Forscher profiliert oder zusätzlich in der Hochschulleitung arbeitet. Den Qualitätszuschlag findet Uni-Präsident Lüthje gut, „weil wir so mehr Spielraum für die Anerkennung von Leistung haben“. Derzeit entwickle die Uni Methoden, um Lehrleistungen zu erfassen. Aufschluss darüber könnten Umfragen unter Studierenden geben. Sorge bereitet Lüthje der Konkurrenzdruck, den die flexible Besoldung mit sich bringt. Wegen der „Zuspitzung der Einkommensunterschiede“ drohe das Klima zu leiden. „Da muss die Hochschulleitung Balance herstellen.“

Die leistungsbezogene Bezahlung soll nur für Neueinstellungen gelten. Weil es sich um die Umsetzung eines Bundesgesetzes handelt, sieht Dräger gute Chancen, das Gesetz noch vor der Sommerpause durch die neu gewählte Bürgerschaft zu bringen.

Zustimmung aller Parteien hatte Dräger für die Bewerbung Hamburgs als „Stadt der Wissenschaft 2005“ bekommen, deren Motto er gestern ebenfalls präsentierte. Am Montag endete die Bewerbungsfrist im Wettbewerb des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Die Hansestadt setzt auf den Slogan „Hamburg – Frischer Wind fürs Denken“. Viel mehr will Dräger derzeit nicht verraten, damit die 39 konkurrierenden Städte nicht etwa Ideen klauten.