protestierende studierende
: Die Visionen der Besetzer – sind keine

Gestern wurde die taz besetzt. Was sagt das über die Studentenstreiks?

1. Wer war das?

Nicht einfach zu beantworten. Die protestierenden Studenten sind kein monolithischer Block. Vereinfachend gesagt: Es gibt zwei Fraktionen. Die ideologisch weniger vorgebildete bürgerliche und eine politisch und inhaltlich radikalere Linke, die aus vielen Gruppen besteht. Auf den Protest-Demos war Erstere die Mehrheit, die Wortführer der taz-Besetzung schienen aus der zweiten Fraktion zu stammen. Daher ihre Losung: Weniger Studenten, mehr Protest.

2. Warum die taz?

Die taz verzichtet im Gegensatz zu anderen besetzungswürdigen Objekten auf kräftige Pförtner. Zudem denken viele der bürgerlichen wie der linken Studenten, von der taz lächerlich gemacht zu werden. Die Kritik an den Studentenstreiks wird als Bevormundung durch politisch gescheiterte Alt-68er empfunden. Die taz gehöre wie die Grünen zu einer neuen „alternativen Elite“, die ihre alten Ziele verraten habe.

3. Was wollten sie sagen?

Texte zum Losschreien wollten die Besetzer in die taz bringen. Texte zum Langweilen sind es geworden. Inhaltliche Kritik: Sparen bei Unis und Arbeitslosen sind zwangsläufige Folgen des Kapitalismus. Die Vision: Im System ist nichts zu ändern, also ändert das System! Das ist alt. Und nicht falsch. Aber es ist auch gescheitert – 68, DDR. Und die meisten protestierenden Studenten wollen nicht die nächsten Verlierer sein. Deshalb konzentrieren sie sich auf erreichbare Ziele: Keine Uni-Kürzungen. Für mehr fehlt die Vision. Eine mit Aussicht auf Erfolg. Leider hat die niemand anzubieten. Darum war die Besetzung auch ein Ausdruck der Ratlosigkeit. In Ratlosigkeit werden auch die Studentenproteste enden. DANIEL SCHULZ

Der Autor ist Experte für Uni-Politik