In Deutschland pfui, in China hui?

betr.: „Gegner des Hanau-Exports jubeln zu früh“, „An Moral fehlt es in Berlin“, Kommentar von Georg Blume, u. a., taz vom 11. 12. 03

In den Artikeln wird die Ablehnung des Exportes der Atomanlagedurch die Grünen-Basis allein auf die Begründung mit dem Atomwaffensperrvertrag und dem Exportverbot von Waffen durch die EU reduziert. Die Kritik reicht aber weiter: Die Hanauer Anlage wurde in Deutschland aus Gründen des Umweltschutzes und des Ausstiegs aus der Atomstromindustrie nicht in Betrieb genommen, hierfür hatten die Grünen und Teile aus der SPD sich 1991 eingesetzt. Es kann nicht angehen, dass der Verkauf von Technologie ins Ausland genehmigt wird, die in Deutschland abgelehnt wird. Die Grünen setzen sich weltweit für den Ausstieg aus der Atomindustrie ein, der Verkauf der Hanauer Anlage widerspricht diesem Anliegen.

INSA KLINGBERG, Balingen

Der taz-Kommentator scheint den Export für geboten und „moralisch“ zu halten. […] Sein einziges erkennbares „Argument“ ist: China fördere die Atomtechnologie nur als energiewirtschaftliche Seitenlinie. Ja, sind denn weniger Atomanlagen mehr vor einem Supergau im bevölkerungsreichsten Land gefeit? Ist die Entsorgung von Atommüll aus weniger AKWs eine geklärte Sache? Und durch welche dialektischen Saltos wird die Planung eines Schnellen Brüters im Land der Mitte plötzlich harmloser und weniger verantwortungslos als am Niederrhein? Das riecht sehr nach dem dialektischen Schrott der 80er-Jahre, als manche Wirrköpfe „gute“ staatssozialistische von „bösen“ kapitalistischen AKWs unterschieden.

HARTWIG BERGER, Berlin