Tiger reiten an der Ostsee

FEHMARNBELT Auf einem Konferenzmarathon werden bis Juni die Weichen für die Brücke nach Dänemark gestellt. Derweil plant die Reederei Scandlines angeblich, von Rostock nach Fehmarn zu ziehen

Zur Vorbereitung auf die geplante Fehmarnbelt-Querung hat Schleswig-Holsteins Europaminister Uwe Döring (SPD) eine „mentale Brücke“ zwischen den beteiligten Regionen gefordert. „Wir müssen neue Impulse setzen, zum Beispiel um die Arbeitsmärkte miteinander zu verbinden“, sagte Döring. Dafür müsse es eine stärkere deutsch-dänisch-schwedische Zusammenarbeit geben. Diese soll auf der zweitägigen Konferenz „Building New Bridges“ in einer „Lübeck Declaration“ verkündet werden.

Zur Vorbereitung dieser Tagung am 2. und 3. Juni hielt man ebenfalls in Lübeck Ende voriger Woche zwei Konferenzen ab. Dort schwärmte Jacob Vestergaard vom dänischen Femern Bælt Committee über die Erfahrungen mit der vor neun Jahren eröffneten Öresundbrücke zwischen Kopenhagen und Malmö. Seitdem habe sich in dem Ballungsraum von mehr als drei Millionen Einwohnern die Zahl der Fahrten zwischen Dänemark und Schweden fast verdoppelt. Etwa zwei Drittel des Zuwachses aber sind Pendler.

Kritiker bezweifeln ähnliche Entwicklungen zwischen den 11.000 Einwohnern Fehmarns und der noch dünner besiedelten dänischen Insel Lolland. „Sie sagen, die Brücke verbindet zwei Rapsfelder“, weiß auch Döring und räumt ein: „Wenn man da nichts tut, könnte das tatsächlich so sein.“

Für verkehrs- und wirtschaftspolitisch widersinnig hält hingegen die große Koalition in Mecklenburg-Vorpommern die Fehmarnbelt-Pläne. Würden sie jedoch realisiert, „müssen wir sehen, wie wir davon profitieren kann“, sagte Reinhard Meyer (SPD), Chef der Schweriner Staatskanzlei, im Gespräch mit der taz: „Tiger muss man reiten.“ Die Ostseehäfen Wismar und Rostock dürften „nicht im toten Winkel“ zurückbleiben.

Derweil soll die Fährreederei Scandlines ihren Umzug von Rostock-Warnemünde nach Puttgarden auf Fehmarn beschlossen haben. Betroffen von der geplanten Standortverlegung seien die meisten der knapp 100 Mitarbeiter, berichten die Lübecker Nachrichten. Bis 2010 sollen 400 der 2.400 Stellen gestrichen werden. Die Finanzkrise sorgt für anhaltend starke Umsatzeinbrüche. SVEN-MICHAEL VEIT