KOMMENTAR VON KONRAD LITSCHKO
: Ausraster auf beiden Seiten

Das Konzept der Deeskalation bleibt alternativlos

Vorweg: Der 1. Mai war zum überwiegenden Teil ein friedlicher Tag. Selbst bei den Anti-NPD-Protesten in Köpenick blieb es bei gewaltlosen Sitzblockaden. Tatsächlich war es nur die „18-Uhr-Demo“, die mit ihren heftigen Ausschreitungen aus dem Rahmen fiel.

Der Krawall hatte zweierlei Gründe: Zum einen tritt die militante Linke mit forscherem Selbstbewusstsein auf, wie Randale-Flashmobs in der Stadt zeigen oder Brandanschläge beim Anti-Nato-Protest in Straßburg. Entsprechend aggressiv legte die Demo los: massenweise Vermummungen, Anfeindungen gegen fotografierende Touristen, schon nach wenigen Metern Attacken auf die Polizei. Das hatte wenig mit sozialer Wut und mehr mit Kraftmeierei zu tun.

Dass die Polizei ihre Abgebrühtheit aus den vergangenen Jahren ablegte und nach Provokationen wiederholt in den Protestzug stürmte, war nicht minder ungeschickt. Immer wieder bot sie Unruhestiftern neue Angriffsfläche – die Stimmung schaukelte sich hoch.

Trotzdem wäre ein Verbot der 18-Uhr-Demo – ein Herzensanliegen der CDU – die schlechteste Antwort. Wohin das führt, zeigte der letzte Versuch 2001: stundenlange Straßenschlachten, deren Gewalt die vom Freitag bei weitem überstieg. Das Konzept der Deeskalation bleibt alternativlos. Denn auch in diesem Jahr zeigte sich, dass die Gewalt bei den Maifeiernden nicht verfängt. Als die Krawalle kaum Unterstützung durch Umstehende erhielten, ebbten die Steinwürfe ab. Es folgten die üblichen Scharmützel der Erlebnisorientierten. Die meisten interessierte das herzlich wenig – sie feierten auf dem Myfest. Foto: Losier