Thailand wirkt nach

Nach der U-19-WM suchen die Turbine-Frauen nach ihrem Rhythmus. Doch viel Zeit haben sie dafür nicht

Die Tabelle ist immer ein guter Gradmesser für die Leistungsfähigkeit eines Teams. Doch Turbine Potsdam, Titelverteidiger in der Frauen-Bundesliga, rangierte vor der Ligapartie gegen den TSV Crailsheim auf Rang vier – mit nur sechs absolvierten Spielen von zehn. Spielverlegungen sowie die U-19-Weltmeisterschaft Ende November in Thailand, an der vier „Turbinen“ teilnahmen, sorgten dafür, dass die Elf von Coach Bernd Schröder einen spielfreien November erlebte.

„Uns ist der Rhythmus aus dem Oktober verloren gegangen“, ärgerte sich Meistermacher Schröder über die Zwangspause – und noch mehr über die Darbietung seines Personals in Hälfte zwei gegen den Ligaletzten aus Crailsheim. Denn zur Pause führte Turbine beim Heimspiel am Sonntag 4:0, und weitere Tore lagen förmlich in der Luft.

Doch nach dem Pausentee riefen viele Potsdamerinnen ihre normale Leistung nicht mehr ab. „Wir haben uns alle zurückgenommen“, fand dann die zweifache Torschützin Anja Mittag keine plausible Erklärung für den Abfall und das letztlich für Crailsheim schmeichelhafte 5:1-Endergebnis. Die 19-jährige Stürmerin reflektierte die zwei Turbine-Gesichter: In Hälfte eins war die frisch gebackene U-19-Weltmeisterin beste Spielerin auf dem Platz und foppte regelmäßig die schwäbische Defensive. Ihre zwei Tore (12., 33.) waren für die zweitbeste Torschützin in Thailand der verdiente Lohn.

Doch nach dem Wechsel tauchte die beim WM-Turnier zur drittbesten Spielerin gewählte Mittag fast ab. „Wir haben gute Kombinationen gezeigt, aber es ist nicht viel dabei herausgekommen“, seufzte sie. Am schönsten Spielzug der Partie, der zum 5:0 führte und das Turbine-Bild in Hälfte zwei aufhellte, war Mittag aber beteiligt. Nach schöner Vorarbeit von Inken Becher und Viola Odebrecht wühlte sie sich im Strafraum durch und löffelte den Ball zur freistehenden Conny Pohlers, die einschob (56.).

Solche Sequenzen muss der Coach öfters sehen, will sein Team auf allen drei Hochzeiten weiter mitspielen. „Das ist eine Kopfsache“, sagt der Übungsleiter, und deutet damit an, dass nicht alle im Team die Wechsel zwischen internationalen Ansprüchen und den Bundesliga-Niederungen verinnerlicht haben. Im Uefa-Cup hat Turbine das Halbfinale erreicht, im April sind die Norwegerinnen aus Trondheim der Gegner. Im DFB-Pokal, wo Turbine Titelverteidiger ist, kommt nächsten Sonntag Bad Neuenahr ins Karl-Liebknecht-Stadion, und da wäre es schön, kämen mehr als die heute 582 Zuschauer. MARCUS VOGT