Union schlägt Union

Trotz großer Show vor dem Spiel: Bei der 3:4-Niederlage gegen die Hertha-Amateure kämpft Regionalligist FC Union mit einem übermächtigen Gegner – mit sich selbst

Die dünne Luft im Tabellenkeller schien Union den Sinn für das richtige Eventmanagement geraubt zu haben. Vor dem als Schicksalspartie im Abstiegskampf postulierten Regionalliga-Duell gegen die Amateure von Hertha BSC trugen die Choreografen der „Eisernen“ dick auf: Ein als Hauptmann von Köpenick verkleideter Schauspieler schwang beim Einmarsch beider Teams ins Stadion Alte Försterei nicht nur seinen Säbel, sondern auch eine flammende Rede.

Nicht weniger als die „Eiserne Mobilmachung“ im Kampf um die drei Siegpunkte forderte das Wilhelm-Voigt-Double. Die Hertha-Fans unter den 5.000 Zuschauern konterten mit Rauchbomben. Als sich der Qualm verflüchtigte, ließen die Union-Fans 1,8 Millionen Tropfdeckel über der Wuhlheide-Arena schneien. Finanziert hatte die Biergebinde der Fan-Verein „Virus“, dessen Vorsitzender aber nichts wissen wollte von überschäumender Stimmung unter den Anhängern. „Es herrscht eine Mischung aus Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit“, so Stefan Hupe.

Über 13 Millionen Euro Schulden drücken Union. Für den Fall des Abstiegs wurde im Präsidium sogar schon laut über einen Insolvenzantrag nachgedacht.

Nach der dramatischen Auftaktinszenierung lieferte die gastgebende Elf zunächst blitzsaubere Arbeit ab. Nach neun Minuten führte Union mit 2:0. Erst traf der US-Amerikaner Coiner per Kopfball (6. Minute). Drei Minuten später ging Hertha-Torwart Tremmel zu forsch ans Werk und holte Eisernen-Stürmer Hauswald widerrechtlich von den Füßen. Den Strafstoß verwandelte Kaiser zum 2:0.

Wenig später sahen sich jene Union-Fans bestätigt, die zwei Euro in eine „Schlappenversicherung“ investiert hatten. Bei diesem Marketing-Gag lobte Union vier Euro als Entschädigung für eine Heimniederlage aus.

Auf dem Rasen dominierten fortan die Herthaner, die mit zahlreichen Profis wie Schmidt oder Ex-Nationalspieler Rehmer angetreten waren. Auch Salihovic schnupperte schon Bundesligaluft. Wie zum Beweis jagte er Union zwei Bälle zum 2:2 ins Netz und Unions Hoffnungskurve erneut auf Talfahrt. (19./21.).

Für die Unionfans war das nur ein Zwischenstopp auf der Gefühlsachterbahn. Wieder Salihovic brachte Hertha erstmals mit 3:2 in Führung (56.). Die Eisernen konnten von Glück sagen, dass der überlegene Lokalrivale beste Chancen nicht zu weiteren Toren verwerten konnte. So glaubten viele Zuschauer, dass Coiners zweiter Treffer zum 3:3 Union wenigstens ein Remis sichern würde (78.). Umso schockierender empfanden die Köpenicker Herthas finale Attacke, die Kretschmer mit dem 4:3 für die Charlottenburger abschloss. „Wir schlagen uns immer selbst“, klagte Union-Trainer Werner Voigt. Zu Recht. JÜRGEN SCHULZ