DIE STATISTIK

Die französische Nationale Konsultative Menschenrechtskommission (CNCDH) sprach Ende März bei der Publikation ihrer Bilanz für 2002 von einer „Explosion“ der antijüdischen Gewalttaten, die 62 Prozent aller 313 rassistisch motivierten gewaltsamen Angriffe auf Personen und Güter darstellten. Von den 992 registrierten rassistischen Drohungen, Beleidigungen, Beschimpfungen (inklusive auf Mauern gesprayten Slogans oder Hakenkreuzen) und Einschüchterungen waren 74 Prozent gegen Juden gerichtet. Die rasante Zunahme antisemitischer Aggressionen wird bei einem Vergleich mit früheren Jahren noch deutlicher: 1999 wurden neun und 1998 ein tätlicher Angriff konstatiert.

Parallel zu dieser antisemitischen Gewalt stieg auch die Zahl der übrigen rassistischen Delikte und Vergehen. Die CNCDH führt die regionale Ausbreitung und Zunahme aller Arten antisemitischer Übergriffe vor allem auf die Zuspitzung des Nahostkonflikts sowie auf die verschärften Spannungen seit dem 11. September 2001 und die gegenwärtige Irakkrise zurück. Zugleich unterstreicht die Kommission, dass global der Antisemitismus in der französischen Gesellschaft nicht zunehme – 89 Prozent der Befragten sagen in einer Umfrage: „Die französischen Juden sind Franzosen wie alle anderen auch.“ Erstmals in ihrem zehnjährigen Bestehen forderte die CNCDH angesichts der erschreckenden Bilanz die Regierung auf, „unverzüglich einen politisch starken und kohärenten Kampf gegen den Rassismus zu führen“ und zudem „die Instrumente der Auswertung und Überwachung“ zu verbessern.  R.B.