WIE SAG ICH’S MEINEN ELTERN? FÜNF LÖSUNGEN FÜR DIE FÜNF GÄNGIGSTEN PROBLEME

PROBLEM 1 Mutter oder Vater wohnen in einer anderen Stadt und rufen aus nichtigem Anlass immer häufiger an. Es nervt.

LÖSUNG: Versetzen Sie sich in die Lage Ihrer Eltern. Die wollen nur Ihre Stimme hören und suchen deshalb krampfhaft nach einem Anlass. So was kann auch ziemlich demütigend sein. Drehen Sie die Rollenverteilung um, rufen Sie zu fest bestimmten Tagen an, überlegen Sie sich selbst ein Thema, über das Sie sprechen wollen, es kann ein Thema aus der Politik oder aber auch eine Familiengeschichte aus der Vergangenheit sein. Wenn Ihnen aber ein Anruf tatsächlich nicht passt, sagen Sie das ehrlich, kürzen Sie das Gespräch ab und verweisen auf das nächste Mal, wenn Sie wieder anrufen werden.

PROBLEM 2 Sie leben nicht mehr am Wohnort der Eltern und haben ein schlechtes Gewissen, weil sich Ihre Geschwister am Heimatort intensiver um die Eltern kümmern.

LÖSUNG: Reden Sie offen mit den Geschwistern darüber, welche Hilfe diese erwarten und welche nicht. Rufen Sie zum Ausgleich öfter an, planen Sie Besuche ein, bieten Sie mal einen Ausflug, eine Kurzreise an. Beteiligen Sie sich an den medizinischen Fragen, etwa der Anschaffung von Gehhilfen. Bieten Sie finanzielle Unterstützung an, etwa um eine Haushilfe zu bezahlen. Im Extremfall kann ein Geschwisterteil auch offerieren, auf einen Teil des Erbes zu verzichten, wenn sich der Bruder oder die Schwester vor Ort um einen pflegebedürftigen Elternteil kümmert.

PROBLEM 3 Sie sind die Tochter und kümmern sich intensiv vor Ort um Ihre Mutter, Ihr Bruder tut hingegen viel weniger, wird aber trotzdem von der gebrechlichen Mutter als Sohn mehr hofiert und mit Dankbarkeit bedacht als Sie.

LÖSUNG: Ihr Problem ist ein Klassiker vor allem in kinderreichen Familien. Teilen Sie Ihrer Mutter mit, dass Sie allein zukünftig nicht mehr so viel Zeit aufbringen können, weil Sie ihr eigenes Leben zu leben haben – ungeachtet Ihrer Zuneigung. Sagen Sie auch Ihrem Bruder, dass Sie von ihm mehr Hilfe und Unterstützung erwarten. Wenn er nicht selbst aktiv werden will oder kann, dann möge er sich doch bitte wenigstens an der Finanzierung einer adäquaten Haushilfe beteiligen. Setzen Sie sich durch.

PROBLEM 4 Sie stellen bei einem Besuch fest, dass sich Ihre Mutter vernachlässigt, dass sie Schmerzen hat, aber nicht zum Arzt geht. Sie hat kein Vertrauen zu ihrem Arzt. In letzter Zeit scheint sie auch etwas vergesslich geworden zu sein.

LÖSUNG: Auch alte Menschen frönen dem magischen Denken: Wenn ich nicht zum Arzt gehe, bin ich auch nicht krank. Ergreifen Sie also die Initiative. Suchen Sie im Vorfeld schon Ärzte aus, die sich auf die Behandlung alter Menschen spezialisiert haben, und sprechen Sie mit ihnen. Das Gleiche können Sie auch mit Pflegediensten tun. Legen Sie Ihrer Mutter dann die Liste vor, berichten Sie ihr von den Ärzten und Helfern und lassen Sie sie selbst entscheiden – auch wenn das etwas Zeit braucht.

PROBLEM 5 Ihr Vater fährt noch Auto, obwohl seine Reaktionen schon sehr schlecht sind.

LÖSUNG: Autofahren bedeutet Mobilität und damit Lebensfreude. Das Thema ist also heikel. Bitten Sie ihn zu einem Reaktionstest und darum, auf Nachtfahrten etc. zu verzichten. Weisen Sie ihn darauf hin, dass er sich auch mal was gönnen soll – indem er ein Taxi nimmt.

RATGEBER:„Rollentausch. Wenn Eltern in die Jahre kommen“ von Dorothee Döring, Neukirchener Verlagshaus. „Wenn alte Eltern Hilfe brauchen“ von Marianne Künzel-Schön, Verlag C.H.Beck. „Alt und eigensinnig. So lösen Sie die häufigsten Probleme mit Eltern, die älter werden“ von Joseph A. Llardo u. Carole R. Rothman, Hugendubel Verlag. „Wenn die Eltern älter werden. Ein Ratgeber für erwachsene Kinder“ von Helga Käsler-Heide, Beltz Verlag