„Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?“

Wenn Otto Schily sich gegen eine Öffnung des Religionsunterrichts wendet, missversteht er ihn offenbar als Verkündigungsstunde. Da liegt er genauso falsch wie Borussia Dortmund, das immer noch an seinem Trainer festhält

taz: Was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Die Umfragewerte von Rot-Grün steigen durch Nichtstun: falsches Signal.

Was wird besser in dieser?

CDU könnte in Düsseldorf ihre „Leitkultur“ definieren und damit eine spannende Debatte eröffnen.

Eine Studie von Wilhelm Heitmeyer hat gezeigt, dass die Vorurteile gegen Muslime auch in der Mitte der deutschen Mehrheitsgesellschaft wachsen. Was kann man dagegen tun?

Schulunterricht über alle Religionen, bevorzugt die im Lande vertretenen, scheint mir ein nachhaltiger Ansatz. Schily ist gegen Künasts Vorschlag, aber wir können nicht gleich wieder damit anfangen, den kleinen Otto aus anthroposophischen Gründen vom Unterricht zu befreien. Wer sich gegen eine Öffnung des Religionsunterrichts wendet, missversteht ihn offenbar bis heute als Verkündigungsstunde.

Verstärkt die mediale Dauerklage über Parallelgesellschaften, die derzeit unüberhörbar ist, rassistische Tendenzen? Oder gehören solche Misstrauensanfälle der Mehrheit gegen die Minderheit zu einer offenen Einwanderergesellschaft?

Solange dieser Staat bei der Entgegennahme von Steuern unserer Parallelgesellschafter schmerzfrei zugreift, hat er entsprechende Leistungen zu erbringen. Tja, Kameraden, Marktwirtschaft. „Rassismus“ ist als Begriff heftig; wir haben eher ein Loch, wo andere – Beispiel USA – auf patriotisches Selbstvertrauen bauen können. Die halten Chinatown, Little Italy und spanische Wegweiser in der U-Bahn aus. Die Frage an Zuwanderer darf nicht nur sein, ob sie es uns schön billig machen, sondern ob sie unserem Selbstverständnis beitreten wollen. Wäre vorteilhaft, wenn wir eines hätten.

Günther Oettinger hat Annette Schavan in Baden-Württemberg geschlagen. Schadet das Angela Merkel?

Oettinger nimmt den Wahlsieg, der mit Mobbingattacken gegen Schavan einherging, freudig in Kauf. Der neben von Beust im Präsidium, und wir sehen die ganze Ungeklärtheit der Union im Familienfoto. Merkel tut oder leitet oder führt das nicht; sie hält es aus und legt sich nirgends fest. Das kohlt.

In Düsseldorf tagt der CDU-Parteitag. Die Partei scheint auf Familie und Patriotismus zu setzen – genau wie ihr neues Vorbild George W. Bush. Heißt von Bush lernen für die Union siegen lernen?

Außenpolitisch hat die Union eine Wahl vergeigt, sozialpolitisch die Zeit bis zur nächsten. Was bleibt? Allerdings gibt es, siehe oben, diese „deutschen Werte“ gar nicht, jedenfalls nicht in mehrheitsfähiger Formulierung.

Schröder fährt in dieser Woche mal wieder als Handlungsreisender nach China und sorgt für gute Geschäfte. Genügt die rot-grüne Politik gegenüber Moskau und Peking eigentlich noch irgendwelchen moralischen Ansprüchen?

Naja, denen der Wirtschaft.

Horst Köhler ist seit einem halben Jahr im Amt. Heute fährt er nach Afrika. Wie hat er sich bislang gemacht?

Es recht zu machen jedermann ist eine Kunst, die keiner kann. Köhler stört nicht weiter. Einen neuen Impuls, der über Herzogs Autorenlesungen aus dem FDP-Programm hinausginge, kann ich bisher nicht erkennen.

Und was macht Borussia Dortmund?

Schlägt Werder Bremen auswärts mit 4:2 (bei den Amateuren)

Und der VfL Bochum?

Hält zum Trainer. So schön es ist, kann es schon 10 Kilometer östlich grundfalsch sein.

Gibt es noch Hoffnung, dass Bayern München in dieser Saison nicht Meister wird?

Nein, denn das hieße auf Schalke zu hoffen. Haha. FRAGEN: SR