lexikon der globalisierung
: Was bedeutet eigentlich Benchmarking?

Es kann nicht schlecht sein, von den Besten zu lernen. Davon geht das Instrument des Benchmarkings aus. Dessen Grundprinzip ist der Vergleich verschiedener Stufen und Teile eines Prozesses oder eines komplexen Zusammenhangs. In einem ersten Schritt werden die Abläufe in verschiedene Elemente zergliedert. Diese werden zwischen unterschiedlichen VergleichsteilnehmerInnen in Beziehung gesetzt. Darauf aufbauend wird dann die „beste Praxis“ festgelegt. Diese gilt als Benchmark, als anzustrebender Maßstab.

Das Instrument erfasst also nicht allein ein Endergebnis, sondern strebt durch den Vergleich von Elementen einen permanenten Verbesserungsprozess an: Selbst diejenigen, die in einer allgemeinen Rangordnung ganz oben stehen, sollen Schwächen in einzelnen Teilbereichen identifizieren und beheben können.

Benchmarking hat sich zunächst im ökonomischen Bereich entwickelt. Einzelne Stufen der Wertschöpfungskette wurden zwischen unterschiedlichen Unternehmen verglichen. Mittlerweile erstreckt sich das Instrument aber zunehmend auf politisch-soziale Bereiche.

So führt etwa die OECD Benchmarkingverfahren in ihren Mitgliedsstaaten durch, die sich auf Umweltpolitik, öffentliche Verwaltung und – durch die Pisa-Studie weithin bekannt – auf die Bildungspolitik erstrecken. Auch Arbeitsmärkte und Sozialversicherungssysteme werden auf diese Weise verglichen. Mittlerweile gibt es kaum noch ein Politikfeld, in dem nicht Benchmarks und Best Practices bestimmt und ihnen „Leuchtturmcharakter“ zugeschrieben würde.

Zentral für jeden Vergleich ist die politisch umstrittene Festlegung von Kriterien, an denen „gute Praktiken“ gemessen werden. Im Zeichen neoliberaler Globalisierung sind diese Maßstäbe insbesondere an Effizienzüberlegungen und Verwertungsinteressen orientiert. BefürworterInnen argumentieren, dass auch Umwelt- und Sozialstandards festgelegt werden könnten. Dem steht entgegen, dass Benchmarking auch als Methode problematisch ist. Ein Vergleich vieler Elemente bildet soziale Wirklichkeit bevorzugt in Zahlen ab. Zudem führt die Orientierung an den Benchmarks grundsätzlich zu einer Angleichung. Damit ist die qualitative Unterschiedlichkeit politisch-sozialer Prozesse und Zielsetzungen allein durch die Wahl des Verfahrens entlegitimiert. Die Logik des Instrumentes verlangt Angleichung.

Im internationalen ökonomistischen Wettbewerb politisch organisierter Einheiten dient Benchmarking aus sozial- und umweltpolitischer Sicht vor allem der Anpassungsreaktion „nach unten“. DETLEF SACK

Das Lexikon erscheint immer montags in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat von Attac