Sicherheit von AKWs ist Geheimsache

Bundesumweltministerium hält eine brisante Terrorstudie unter Verschluss. Kritik von Atomexperten

MÜNCHEN/AUGSBURG taz ■ Deutsche Atomkraftwerke sind vor Terroranschlägen nicht ausreichend zu schützen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS). Behandelt wird darin die Frage, was geschähe, wenn ein Flugzeug oder Flugzeugteile vorsätzlich auf ein Atomkraftwerk gelenkt würden. Die Ergebnisse der Studie werden auf Weisung des Bundesumweltministeriums unter Verschluss gehalten.

Kritisiert wird diese Geheimhaltung von Greenpeace-Atomexpertin Susanne Ochse. Sie sagte der taz, es sei eine Schutzbehauptung, dass man Terroristen ansonsten gefährliche Hinweise gebe. „Wir leben in einer offenen Gesellschaft. Hier lässt sich so etwas nicht verbergen. Man muss die Gefahren beseitigen, nicht geheim halten.“

Greenpeace habe bereits im September Untätigkeitsklage erhoben, nachdem die mangelnde Sicherheit Thema bei zahlreichen Erörterungsterminen für Atomanlagen gewesen sei: Die Bundesregierung und auch die Länderregierungen an Atomstandorten hätten nichts unternommen, um auf mögliche Anschläge zu reagieren. Fünf Reaktoren (Biblis A, Brunsbüttel, Stade, Obrigheim und Philippsburg 1) seien nur gegen den Absturz langsam fliegender Sportmaschinen geschützt und müssten umgehend abgeschaltet werden.

In die gleiche Kerbe schlägt ein Atomexperte in führender Position, der nicht namentlich genannt werden möchte. „Man müsste diese Reaktoren vorzeitig stilllegen und die Reststrommengen auf sicherere Anlagen übertragen.“ KLAUS WITTMANN

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