Vom Gabentisch

KÖLN taz ■ Ein politisch pikantes Weihnachtsgeschenk erhielt in diesen Tagen die Kölner Bürgermeisterin Angela Spizig (Grüne): eine Männerarmbanduhr, auf deren Ziffernblatt eine Müllverbrennungsanlage (MVA) abgebildet ist. Der noble Spender: die Kölner Abfallentsorgungs- und verwertungsgesellschaft (AVG). Im Gespräch mit der taz bescheinigte die Beschenkte den Verantwortlichen bei der AVG, die zur Zeit Weihnachtswerbegeschenke an Kölner Funktionsträger versenden, einen „makabren Sinn für Humor“.

Die Tradition, Politiker mit milden Gaben weihnachtlich einzustimmen, hält Angela Spizig generell für wenig zeitgemäß. In ihrem speziellen Fall indes hält sie das Geschenk der AVG für besonders merkwürdig. „Zur Zeit steht der ehemalige Geschäftsführer der AVG vor Gericht, weil Schmiergelder in Millionenhöhe geflossen sind. Die Kölner MVA wird bundesweit mit Korruption in Verbindung gebracht. Da ist dieses Geschenk ein seltsames Symbol“, stellt die Bürgermeisterin fest.

Gemeinsam mit den Grünen und der Bürgerinitiative KIMM habe sie erbittert gegen die überdimensionierte MVA gekämpft, so Spizig. Deren Bau sei ja auch „mit dafür verantwortlich, dass wir in Köln immer noch kein vernünftiges Holsystem haben wie unsere Nachbarstädte, dass wir bei den Sammelquoten landesweit das Schlusslicht bilden, und dass wir in unserem Stadtbild immer noch 1.700 Containerstandorte ertragen müssen.“ Da würde es ihr wahrlich keine Freude machen, „bei jedem Blick auf die Uhr an diesen unseligen Polit-und Korruptionsskandal erinnert zu werden“.

Angela Spizig hat die Uhr inzwischen „zur weiteren Verwertung mit freundlichen Grüßen“ an den Absender zurück geschickt. HERA