Die Neo-Dada-Sonstwas-Band „Tulip, die singende Tulpe“ blüht im Knust
: Glühwürmchen unter Drogen?

„In diesem Zirkus gibt es keine Tiere“, hieß es einmal über Tulip, die singende Tulpe, „aber es gibt Gemüse.“ Was im Fall der Hamburger Neo-Dada-Sonstwas-Band um Holger Steen alias Edvin Adler nur bedingt stimmt. Immerhin umgaben sich die singende Tulpe (Adler) und der Fliegenpilz (Gregor Hartz aka Adolpho Gregorius) ja lange mit einem trommelnden Glühwürmchen (Axel Jansen). Voilà – ein Tier. Aber mit dem Gemüse ist es wirklich nicht weit her.

Unbehelligt von derlei nachrangiger Besorgnis ging das Trio seinem bemerkenswerten Treiben nach: mittels (vielleicht) geschultem Gesang, Keyboard-Werkssounds, verträumten Gitarren und ausgeprägter Kaltblütigkeit, was Verstöße gegen unausgesprochenen Geschmacksregularien angeht, eine so nun wirklich nirgendwo sonst zu findende Verquickung alter und neuer Ideen von Romantik, Kitsch oder auch Die-Welt-durch-Kinderaugen-Sehen zu inszenieren. „Während Steen singend die Seelen von verschollenen Kap-Hoorn-Umseglern anruft, spielt Hartz auf nett bis gemein getunten Synthesizern streng zuckerige Opern, Popeye-Melodien und Wave-Stümpfe“, fasste Kristof Schreuf das mal zutreffend in dieser Zeitung zusammen.

Zusammengefunden hatte sich das skurrile Team im Berliner Club „Eimer“. Aus einem zehnminütigen, eher wenig musikalischen Gastspiel des erstmals in Tulpe machenden Steen wurde über Nacht eine Band, die dann sogar richtig Platten veröffentlichte und ab und an auf Tournee ging. Und polarisierte zwischen tief sitzendem Befremden und ausgeprägter Verzückung seitens des Publikums.

Auf neuen Fotos lassen Tulpe und Pilz das Glühwürmchen nicht mehr so recht auftauchen. Kam es zum Bruch? Sollte gar an Andeutungen, es könnten Drogen im Spiel sein, psychedelische zumal, etwas dran sein? Sitzt der possierliche Leuchtkäfer gar, wie der Fußballer Sebastian Deisler, unter der Obhut zwielichtiger Berater hinter verschlossenen Türen? aldi

Montag, 21 Uhr, Knust