Marschenhof bekommt fett Geld

Kammerzuschüsse an das gewerkschaftsnahe Bildungshaus fließen noch mindestens ein Jahr – der IG-Metall zuliebe? Dabei macht die Einrichtung schon lange Miese

bremen taz ■ Tagungsstätten mit einem finanziellen Plus zu bewirtschaften, ist schwer. Im Bildungshaus Marschenhof – einem von zwei Bildungshäusern der Bremer Arbeitnehmerkammer – war das Minus mit über 300.000 Euro pro Jahr zuletzt beachtlich. Die Summe schlug unter anderem bei der Insolvenz der Kammertochter ABC negativ zu Buche. Umso erstaunlicher ist die vorläufige Rettung des Marschenhofs mit 16 Arbeitsplätzen.

Im kommenden Jahr werden noch einmal 400.000 Euro aus Kammerbeiträgen – die Bremer Beschäftigte zwangsweise vom Einkommen abführen – in das Seminarhaus gesteckt. Das bestätigte gestern der Chef der Arbeitnehmerkammer, Hans-Ludwig Endl. Ende Juni solle über die Zukunft der Einrichtung entschieden werden, in der überwiegend Gewerkschafter tagen. Solange werde eine Kooperation mit dem gewerkschaftsnahen Weiterbildungsträger Arbeit&Leben geprüft. „Entscheidend für die Weiterführung ist ein tragfähiges Konzept“, betonte Endl. Dies betreffe die Absicherung von Ausfällen. Auch müssten die Einnahmen deutlich steigen. Der Insolvenzverwalter denkt an private Kohlfahrten oder Hochzeiten – und an eine bislang unübliche Bewirtschaftung in den Sommerferien. „Wir rechnen schlank“, heißt es offiziell.

Insider dagegen schütteln den Kopf. In der Kammer tobe ein interner Streit. Der Bildungsmarkt sei umkämpft, Arbeit&Leben selbst von Einschnitten bedroht – wie auch deren Kooperationspartner VHS oder das Berufsförderungswerk des DGB. Bildungsurlaube gehen zurück. Dass das in Tagungshaus-Sachen unerfahrene Arbeit&Leben den defizitären Marschenhof vor diesem Hintergrund aus den Miesen bringt, wird bezweifelt – und doch geprüft. „Weil die IG Metall nach der Insolvenz ihres Machtbereiches ABC nicht noch diesen Bereich verlieren will“, sagen Beobachter. ede