Keine Zwangsarbeit neben Flick-Ausstellung

Ausgerechnet Berlins PDS-Kultursenator soll verhindert haben, dass es öffentliche Gelder für eine Dokumentation gibt

BERLIN taz ■ In Berlin soll im kommenden Jahr die so genannte Flick-Collection eröffnet werden. Ob es neben der Ausstellung der Kunstsammlung auch eine Dokumentation der Ausbeutung von Zwangsarbeitern in Betrieben der Familie Flick im Dritten Reich geben wird, ist fraglich.

Ausgerechnet der PDS-Kultursenator der Hauptstadt, Thomas Flierl, soll durch ein Versäumnis verhindert haben, dass dafür Gelder zur Verfügung stehen. Ein Antrag auf Förderung bei der Stiftung Klassenlotterie ist, wie gestern bekannt wurde, in der entscheidenden Sitzung des Beirates nicht bearbeitet worden. Weil eine dafür notwendige Stellungnahme von Flierls Kulturbehörde nicht vorlag, sagt der private Förderverein Dokumentation Zwangsarbeit, dem auch die Publizistin Lea Rosh angehört.

„Zum entscheidenden Tag hat die entscheidende Schrift des Senators gefehlt“, schimpft Armin Huttenlocher vom Förderverein. Flierl weist dies scharf zurück: „Der Förderverein hat den Antrag einfach zu spät eingereicht“, sagte ein Sprecher. Inhaltlich stehe der Senator hinter dem Anliegen des Fördervereins. Es läge im Übrigen gar nicht in der Macht der Kulturverwaltung, die Bearbeitung von so genannten Lotto-Anträgen zu verhindern.

Der Vorgang ist pikant: Die Eröffnung der Flick-Collection ist für September 2004 geplant. Eine Dokumentation der Ausbeutung der Zwangsarbeiter innerhalb der Ausstellungsräume lehnt Flick ab. Deshalb plant der Förderverein die Anmietung einer eigenen Halle unweit der Ausstellung. Da die Lotto-Gelder nun frühestens auf der nächsten Sitzung des Beirates im März genehmigt werden könnten, wird die Zeit für den Umbau der Halle und die Erstellung der Dokumentation bis zur Eröffnung der Flick-Collection knapp.

Der Förderverein Dokumentation Zwangsarbeit hat sich gegründet, um die „unkritische Feier des Museeumsprojektes Flick in Berlin“ durch einen „Dialog mit der Vergangenheit“ zu ergänzen. Das fällt jedoch nicht leicht: Der Sammler Friedrich Christian Flick, der Enkel von Hitlers größtem Rüstungsproduzenten, gibt sich hier sensibel. Der Stadt Zürich – wo die Ausstellung ursprünglich präsentiert werden sollte – kehrte Flick wütend den Rücken, als die Bürger begannen, über die Herkunft des Sammlervermögens zu diskutieren. Einer öffentlichen Diskussion stellt sich Flick auch in Berlin nicht. ROBIN ALEXANDER