Viva-Betriebsrat beklagt mangelnde Ver.di-Unterstützung

Nach der Übernahme des Kölner Musiksenders Viva durch einen US-Medienkonzern befürchtet der Betriebsrat den Verlust von 90 Prozent der Arbeitsplätze. Die Geschäftsführung verweigert Gespräche über die anstehende Personalplanung. Jetzt soll das Arbeitsgericht entscheiden

KÖLN taz ■ Am Mittwoch in einer Woche entscheidet das Arbeitsgericht Köln, ob die Geschäftsführung des Kölner Musiksenders Viva den Betriebsrat in die anstehenden Personalplanungen einbeziehen muss. Der Betriebsrat hatte eine entsprechende einstweilige Verfügung beantragt und sich dabei auf das Betriebsverfassungsgesetz berufen.

Anlass ist die Übernahme der finanziell angeschlagenen Viva-Gruppe durch den US-Medienkonzern Viacom, der den Musikkanal MTV betreibt. Der Kölner Betriebsrat fürchtet die Auflösung des Standorts Köln und damit den Verlust von bis zu 90 Prozent der aktuellen 290 Arbeitsplätze.

„Wir haben haben den Viva-Vorstand um Informationen gebeten, doch keine erhalten“, erklärt Betriebsratsvorsitzender Thomas Diekmann der taz seinen Schritt. „Merkwürdig“ findet er, dass Simon Guild, MTV-Europa-Geschäftsführer, zwar dem Spiegel seine Pläne erläutere, nicht aber der Viva-Belegschaft. In dem Interview kündigt Guild zwar wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage Personaleinsparungen an, bestreitet aber Pläne für Massenentlassungen. „Es heißt zwar immer, man wolle die Marke Viva erhalten, doch vom Standort Köln ist nie die Rede“, beklagt Diekmann und stellt eine „große Verunsicherung“ bei der Belegschaft fest.

Gleichzeitig erhebt der Betriebsratsvorsitzende schwere Vorwürfe gegen connexx, die Fachgruppe der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, die unter anderem für den privaten Rundfunk zuständig ist. „Die unterstützen uns nicht mit der Begründung, bei uns seien nur acht oder neun Leute Ver.di-Mitglied“, sagt er und fügt hinzu: „Wir kommen auch alleine klar.“

Den Vorwurf der mangelnden Unterstützung will der Kölner connexx-Projektmanager Michael Jacobsen allerdings nicht stehen lassen: „Wir haben immer wieder Hilfsangebote und Vorschläge für Aktionen gemacht. Es kam aber nie eine Rückmeldung.“ Er sei auch auf einer Viva-Betriebsversammlung gewesen, habe dort aber nicht zur Sache reden dürfen. Die Ver.di-Mitgliederzahl bei Viva sei „in der Tat marginal“, sagt er, da müsse man schon vorrangig die Betriebe unterstützen, in denen mehr Mitglieder rechtzeitig die Notwendigkeit einer Mitgliedschaft in der Gewerkschaft erkannt hätten. Jürgen Schön