Intelligenz statt Event

Hubertus Gaßner vom Museum Folkwang in Essen löst 2006 Kunsthallen-Direktor Uwe M. Schneede ab

„Grundsolide, nicht hip“: Attribute, mit denen sich Hubertus Gaßner, seit gestern designierter Nachfolger von Kunsthallen-Direktor Uwe M. Schneede ab Februar 2006, sein Ausstellungsprogramm einmal charakterisiert hat. An der Frankfurter Schirn Kunsthalle, am documenta Archiv und am Münchner Haus der Kunst hat der 1950 in Frankfurt/M. geborene Kunsthistoriker seine Karriere begonnen. Seit 2002 leitet er das Museum Folkwang in Essen, das derzeit durch eine viel besuchte Cézanne-Schau brilliert.

Doch mit gleißenden Events Massen in die Museen zu ziehen ist nicht erklärtes Ziel des ausgewiesenen Osteuropa-Experten. Er habe auch einen Bildungsauftrag und wolle versuchen, „zwischen den Gipfel-Ausstellungen auch andere intelligente und zugleich publikumswirksame Ausstellungen zu zeigen“, betonte er vielmehr kürzlich in einem Interview.

„Der Duktus der Ausstellungen in der Kunsthalle wird sich ändern“, vermutet auch der ehemalige Kunsthallen-Direktor Werner Hofmann. „Ich bin überzeugt, dass Gaßner vermehrt historische und thematische Ausstellungen zeigen wird. Er ist ein Mensch, der über die konstruktivistische Utopie hinausdenken kann.“ Für seine geschickt Zusammenhänge beleuchtenden Ausstellungen schätzt auch Kunstvereins-Leiter Yilmaz Dziewiór seinen künftigen Kollegen: „Gaßners Ausstellungen sind kunsthistorisch exzellent aufbereitet und zugleich publikumsnah.“

Was das ewig währende Finanz-Dilemma der hiesigen Museen betrifft, setzt Hofmann auf Gaßners Idealismus: „Ich hoffe, dass er sich auf solche Dinge wie Besucherzahlen nicht einlässt und möchte an die Kulturbehörde appellieren, den neuen Direktor nicht mit zu starken Erwartungen zu belasten. Denn Vermittlung von Kunst ist ein Thema, dem eine ausschließlich betriebswirtschaftliche Argumentation nicht gerecht wird.“ ps