Auch die Sparkasse macht gern mit

Sex sells: Das Marktsegment „Erotik für Frauen“ boomt in Bremen in Gestalt des nunmehr seit zehn Jahren bestehenden „For Ladies“-Shop. Der Laden sieht sich als Motor eines überregional ausstrahlenden Mentalitätswandels

Bremen taz ■ Weibliche Perspektive, Befreiung der Erotik aus der Schmuddelecke, Abbau von Barrieren im eigenen Kopf: Was sich wie ein gesellschaftspsychologisches Emanzipationsprogramm anhört funktioniert in Bremen auch als einträgliche Geschäftsidee – gestern feierte „For Ladies“ in der Ostertorstraße zehnjähriges Firmenjubiläum.

Umsatzsteigerung zum Vorjahr: fast 20 Prozent. Und direkt nach dem Umzug vor anderthalb Jahren von der Ostertorwallstraße ins jetzige, noch citynähere Domizil sei der Umsatz auch schon „geradezu explodiert“, berichtet Christine Meiser, um stolze 30 Prozent.

Die Mitgründerin und jetzige Alleininhaberin, zuvor zehn Jahre als Beamtin tätig, ist mit ihrer Geschäftsidee in jeder Hinsicht sehr zufrieden: „Mittlerweile ist das Thema viel selbstverständlicher geworden, man gerät nicht gleich in Pornografie-Verdacht.“ Auch nicht im eigenen Kopf – Meiser: „Es ist wichtig, sich zum Beispiel den Gebrauch von Vibratoren zu erlauben ohne sich deswegen wie auf der Reeperbahn zu fühlen.“ Indiz der wachsenden Akzeptanz: Jetzt lägen die Firmen-Flyer sogar schon in der Sparkasse Horn aus. Was allerdings auch damit zu tun haben könnte, dass das hausbesitzende Geldinstitut am ökonomischen Erfolg seiner MieterInnen interessiert ist.

„For Ladies“ nimmt jedenfalls für sich in Anspruch, Vorkämpferin eines Mentalitätswandels zu sein. Bei der Gründung 1994 habe es Entsprechendes nur in München gegeben, mittlerweile wurde das Konzept in Gestalt der Hannoveraner „Liebhabereien“ und Hamburgs „Kleiner Freiheit“ andernorts kopiert. Auch die unvermeidliche Beate Uhse AG hat jetzt das Marktsegment gewittert und vor einem halben Jahr den ersten reinen Frauenladen der Kette eröffnet – in bester Lage als Untermieterin von Karstadt in der Mönckebergstraße.

In Bremen ist man seit sieben Jahren auch für Männer offen, mittlerweile machen sie 35 Prozent der Kundschaft aus. Die 16 bis 75 Jahre alten InteressentInnen („die meisten sind zwischen 20 und 60“) können zwischen der Feder für 1,90 Euro bis zum Dekolletee-Schmuck fürs knapp Tausendfache wählen – jährlich kommt so ein nicht näher genannter sechsstelliger Betrag zusammen. Derzeit sehr gefragt seien die „Streichelpeitschen“ für14,90 bis 39,90 Euro, je nach Größe.

Am besten laufen allerdings die Vibratoren, „dort haben wir unsere Kernkompetenz“, sagt Meiser. Über hundert Stück leuchten in allerlei Neonfarben aus den Regalen, alle allergiegetestet, fast alle auch jugendfrei, also Schaufenstertauglich, bis auf die wenigen naturalistischen Nachbildungen aus fleischfarbenem Plastik. Aber die verkaufen sich wohl ohnehin nicht so gut wie der ästhetisierte Rest. HB