Sex up your Format!

Arte schickt Sängerin Peaches „Durch die Nacht mit …“ Heike Makatsch (0.20 Uhr). Das hätte prickeln können

Wenn es die Berliner Nacht so richtig gut mit ihren Gestalten meint, dann lässt sie diese in einer Limousine durch das sanfte Hauptstadt-Orange rollen. Hinein in den wilden Mitte-Osten, dorthin, wo sich „Elektro-Punkerin“ und „Ex-Girlie“ (Arte) so schnell schon nicht die Gute Nacht sagen werden.

Diesmal traf es die kanadische Sängerin Peaches, seit vier Jahren in Berlin, und die Schauspielerin Heike Makatsch, jüngst aus London zurückgekehrt – in der Hoffnung, dass der Champagner das Treffen der vermeintlich ach so gegensätzlichen Frauen schon prickelnd mache. Sex up your Format – auf durch die geile Nacht!

So wirklich geprickelt hat es zwar selten in der Arte-Reihe „Durch die Nacht mit …“, die doch eigentlich von den Gegensätzen ihrer zwei prominenten Persönlichkeiten leben soll. Sie versucht es trotzdem noch einmal, diesmal in Berlin, mit Peaches, der Frau, die auf ihren Bühnenshows Plastikschwänze schüttelt („Shake yer Dix“), und mit Heike Makatsch, der Frau, die zwar ihr braves Viva-Girlie-Dasein längst hinter sich gelassen hat, es aber dank der Medien nie ganz abschütteln wird.

Viel mehr an Kontur bleibt denn auch nicht von den beiden Frauentypen, die sich tapfer durch Sake und süß-saure Suppe beim Chinesen schlürfen, im Karstadt-Hausfrauen-Sexshop Dildos gucken und irgendwann später, wenn die Nacht am Müde-Werden ist, beim Rundlauf um eine Tischtennisplatte hüpfen – bis sie nach einem kurzen Treff mit Marilyn Manson in Berlin-Town im „White Trash“ landen, das auch einmal als Berliner Geheimtipp durchging. Vor all den Stopps reden die beiden – einem Weiberabend angemessen – über Familie und die biologische Uhr, die da tickt, aber irgendwie auch nicht.

Wobei sich Peaches und Makatsch doch eigentlich Schlaues zu sagen haben. Wenn etwa Peaches von einer Talkshow-Einladung erzählt, Thema: Schlampen. „Schlampe, that’s bitch“, so dachte sie. Mit einem Ton, der klar macht: Image wird von anderen gemacht. Den Kameras und Allzweck-Talkern. „Enttäuscht, dass ich ein Gewissen habe?“, fragt Peaches dann. „Nein, das dachte ich mir,“ lautet Makatschs Antwort. „Ich bin ganz normal.“

Und während man so mit den beiden durch diese Nacht hetzt, schleicht sich die eigentlich schöne Erkenntnis ein: Irgendwo und irgendwann wird es wohl den „Magic Moment“ gegeben haben, der eine Nacht besonders werden lässt. „I’ll got your number“ heißt das Versprechen am Ende, zwischen vielen Küsschen – man wünscht sich fast, sie haben es eingelöst. Ohne Kamera. In einer schlecht gelaunten Berliner Nacht. SUSANNE LANG