Klima, wandel dich nicht

Das Brettspiel „Keep Cool“ will nun verständlich machen, wie wichtig Klimaschutz ist – und wie schwierig

Am Ende sind alle glücklich: Die Entwicklungsländer haben gewonnen, der Klimakollaps wurde verhindert, die EU ist pleite und die USA haben sich aus der Abhängigkeit von Öl und Gas befreit. „Eine gute Runde“, sagt Gerhard Petschel-Held, einer der Autoren des Brettspiels „Keep Cool“. „Wir hatten ziemlich viel Glück.“

Das gehört dazu, wenn man den Klimawandel einigermaßen heil überstehen will. Petschel-Held kennt sich da aus. Er ist nämlich nicht nur Spieleautor, sondern Leiter der Abteilung „Integrierte Systemanalyse“ am „Potsdam Institut für Klimafolgenforschung“ (PIK). Zusammen mit seinem Kollegen Klaus Eisenack hat der Forscher die globale Klimaerwärmung, die strategischen Interessen der Akteure im Klimapoker und die Zwänge der internationalen Klimapolitik in ein spannendes und erstaunlich realistisches Brettspiel verpackt: „Keep Cool – Setzen Sie das Klima aufs Spiel“.

Die Grundidee: Sechs Akteure bestimmen über das Klima: Die USA (die immer den ersten Zug haben), die EU, Russland, die Ölländer der Opec, die Entwicklungs- und die Schwellenländer. Jede Partei hat eine bestimmte Ausstattung mit schwarzen (Kohle-) und grünen (Öko-)Fabriken und eigene wirtschaftliche Ziele (die USA: zu den sechs Fabriken sechs zusätzliche bauen). Dazu kommen politische Ziele, die pro Runde zugelost werden (etwa als USA weltweit für 15 „grüne“ Fabriken zu sorgen).

Die Spieler beziehen Einkommen aus ihren Fabriken. Mit dem Geld können sie neue Fabriken bauen oder in die Klimavorsorge (Deiche) investieren. Aber je mehr schwarze Fabriken auf dem Brett stehen, desto heißer wird es: Das „Karbometer“, eine Stange, die mit Metallplättchen aufgefüllt wird, zeigt an, wie nah man sich am Klimakollaps befindet – der das Spiel sofort beendet.

Die Klima-Apokalypse kann den Spielern aber auch völlig unvermittelt begegnen: in Form der feuerroten Ereigniskarte „Klimakollaps“. Dann hilft nur Glück beim Würfeln. Wie auch bei anderen Widrigkeiten: Wirbelstürme in Florida, Überschwemmungen in Bangladesch, Lawinen in den Alpen, Ernteausfälle in Äthiopien, Malariaepidemie in China – die Schäden dieser Ereignisse werden umso größer, je heißer es ist. Und je größer die Schäden, desto schwerer können die Länder an ihrer Politik festhalten, aus schwarzen Fabriken Einkommen zu erheben.

Gewonnen hat „Keep Cool“, wer als Erster seine wirtschaftlichen und politischen Ziele erreicht hat, ohne das Klima gegen die Wand zu fahren. „Uns war wichtig, dass es einen Ausgleich zwischen den egoistischen Motiven der Länder mit dem altruistischen Ziel der Klimastabilisierung gibt“, sagt Petschel-Held. Die Regeln des Spiels sind ansonsten sehr frei: „Alles ist Verhandlungssache.“ Wenn also die Entwicklungsländer von den USA Geld wollen, kann der US-Präsident dazu verpflichten, seine Politik zu exerzieren – je nach politischem Auftrag grüne oder schwarze Fabriken zu bauen. „Wer mit wem zu welchen Koalitionen zusammenfindet, das ähnelt im Spiel sehr der realen politischen Interessenlage“, sagt der Autor.

Zielgruppe für das Brettspiel, das als deutsch-englische Version geliefert wird und mit einer Auflage von 1.500 Exemplaren gestartet ist, sind „Menschen, die nicht unbedingt jeden Tag die Klimapolitik in der Zeitung verfolgen“. Wer mehr Informationen sucht, wird mit einem Begleitheft aus dem PIK und einer Broschüre zum Klimaschutz aus dem Bundesumweltministerium bedient. Am Ende soll der klimainteressierte Spieler oder der spielbegeisterte Klimaschützer selbst sehen, dass „ohne oder gegen die USA und die EU nichts geht“, so Petschel-Held. Immerhin endet nach seinen Erfahrungen etwa jedes dritte Spiel im Klimakollaps. BERNHARD PÖTTER

„Keep Cool – Setzen Sie das Klima aufs Spiel“, 23 Euro, Vertrieb durch „Spieltrieb“, www.spiel-keep-cool.de