Land unter am Hafenbahnhof

STRASSENBAU Am Elbufer wachsen die Twin Towers und mit ihnen 200 Meter der Großen Elbstraße als Flutschutz. Sehr zum Nachteil eines Klubs

Das kommt nicht oft vor: eine jahrhundertalter Straßenverlauf, der plötzlich in die Luft gehoben wird. Vor den fast fertig gestellten Twin Towers am Altonaer Elbufer ist das gerade der Fall. Um etwa zwei Meter wird die Große Elbstraße direkt vor dem Klub Hafenbahnhof erhöht – der damit gefühlte zwei Meter herabgesetzt wird und hinter einer Spundwand verschwindet.

1,4 Millionen Euro kostet die Baumaßnahme und betrifft eine Strecke von 205 Metern. Sie soll ermöglichen, erklärt der Pressesprecher des Altonaer Rathauses, Rainer Doleschall, „dass die dort vorhandenen und zukünftigen Gebäude auch bei Hochwasser angefahren werden können“.

Die Betreiber des Klubs im historischen Hafenbahnhof beäugen die Baumaßnahme skeptisch. „Alle, die hier vorbeikommen, schütteln den Kopf und fragen sich, was das soll“, sagt Michael Beckmann. Bislang wurde der Außenbereich zur Straße als Terrasse genutzt, demnächst wohl nicht mehr. „Wer will da sitzen, wo einem Autos über den Kopf brausen“, fragt sich der Klubbetreiber. Als passabel bezeichnete er das Angebot des Bezirks, eine Ausweichfläche an der Flanke des Gebäudes, Richtung Neumühlen zu schaffen. Feste Zusagen hätte der Klub dafür aber nicht bekommen.

Zweifel hegt Beckmann auch daran, dass die Baumaßnahme für den Hafenbahnhof als Flutschutz taugt. Ein Mitarbeiter der Wasserwerke hatte ihnen erklärt, dass das Wasser bei Flut durch ein nahe gelegenes Siel drücken wird – und durch die erhöhte Straße auch nicht mehr ablaufen kann. Auch starke Regengüsse könnten ausreichen, dass Wasser wie durch einen Trichter in der Hafenbahnhofsenke zusammenläuft.

Es ließe sich nur ein Zweck der Baumaßnahme erkennen, sagt Beckmann: „Dass die Mieter der beiden neuen Türme auch bei Flut die Tiefgarage anfahren können.“ Dafür aufkommen müssten nun die Steuerzahler.MAXIMILIAN PROBST