Kiel entdeckt den Klimawandel

ARKTISEXPEDITION Bald geht’s mit dem Schiff via Nordpol nach Japan, befürchtet Meeresexpertin

Der globale Klimawandel wird in der Arktis immer deutlicher. Die Veränderungen in diesem für das Weltklima sehr wichtigen Gebiet seien alarmierend, stellten norddeutsche Wissenschaftler bei einer sechswöchigen Expedition in die zentralsibirische Laptev-See fest.

Sie gilt als leistungsstarke „Eisfabrik“, produzierte in diesem Winter aber sehr wenig Eis für die Arktis, wie Expeditionsleiterin Heidemarie Kassens vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften am Montag in Kiel sagte. Voraussichtlich schon in zehn bis 15 Jahren, statt wie vorhergesagt erst ca 2050 werde man im Sommer mit dem Schiff von Kiel über den Nordpol nach Japan fahren können. Zudem verdrängten immer mehr Plankton-Arten aus dem Atlantik die arktischen Arten. „Die Meereisdecke nimmt viel schneller ab als in Modellen errechnet“, berichtete Kassens. Ziel der 15. Transdrift-Expedition waren so genannte Polynjas – das sind freie Wasserflächen, die auch im arktischen Winter frei bleiben und für das weltweite Klimageschehen wichtig sind.

Davon überzeugte sich auch Europaminister Uwe Döring (SPD), der tief beeindruckt von der Expedition zurückkehrte. „Mein Eindruck ist: Der Klimawandel ist nicht mehr umkehrbar“, sagte Döring. „Es ist beklemmend, mit welcher Geschwindigkeit sich das vollzieht.“ Jetzt gehe es darum, wie man mit dem Klimawandel umgeht. Er werde sich dafür einsetzen, in der Wirtschaftskrise nicht an der Forschung zu sparen, sondern noch mehr für sie zu tun. Dies werde auch Arbeitsplätze sichern und schaffen.

Kassens und Döring machten auch deutlich, welche unterschiedlichen Effekte der Klimawandel haben kann: So würden mit der Erwärmung neue Schifffahrtsrouten entstehen, die Transporte kürzer und billiger machten. Zudem werde der Abbau von Rohstoffen in Gegenden möglich, wo der Dauerfrost dies bisher verhindere. (dpa)