Kokerei brennt weiter

Belgische Gesundheitsexperten fürchten Giftstoffe in der Luft. Umweltministerin Höhn sieht für NRW keine Gefahr

DÜSSELDORF taz ■ Nordrhein-Westfälens Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) sieht vorerst keine Gefahr durch die seit Tagen brennende Kokerei in Belgien. „Wir haben keine Auffälligkeiten messen können“, so Höhns Sprecher Leo Bosten zur taz. Da sich besonders in der Nacht zum Mittwoch aber hunderte Bürger über penentranten Gestank beschwert hätten, sei eine geringe Schadstoffbelastung wahrscheinlich: „Der Wind dürfte belastetes Material in geringen Mengen auch nach Nordrhein-Westfalen getrieben habe“, schätzt Bosten. Allerdings seien die Konzentrationen äußerst gering ausgefallen. Die bei Abbrucharbeiten in Brand geratene stillgelegte Kokerei liegt 150 Kilometer von der Grenze entfernt in der Nähe Brüssels.

Belgische Fachleute warnten dagegen am Donnerstag im flämischen Sender „Radio 1“ , der Qualm enthalte möglicherweise krebserregendes Material. Auch der Toxikologe Jan Tygat meinte in der Zeitung „De Morgen“, die Entwarnung der belgischen Behörden sei möglicherweise vorschnell: „Die Luftmessungen geben nur eine Momentaufnahme wieder. Es ist gut möglich, dass es höhere Spitzenwerte gab, und manche Menschen haben schon seit Tagen Beschwerden.“

Dem NRW-Umweltministerium liegen dagegen noch keine konkreten Messergebnisse aus Belgien vor. Allerdings verbrennt in der stillgelegten Kokerei alter Teer, der krebserregende Kohlenwasserstoffe wie Benzol oder Tuluol enthalte, sagte Höhn-Sprecher Bosten: „Direkt am Brandherd scheint eine Gesundheitsgefährdung durchaus wahrscheinlich.“

ANDREAS WYPUTTA