Brummkreiselnde Weihnachtsgeschichte

Hannover spielt gegen Bochum unentschieden, weiß aber nicht, ob Trainer Rangnick bleibt oder nach Berlin wechselt

Hannover taz ■ Was man so hört, was man so liest, was andere so alles reden ... Vor und nach dem 2:2 gegen den VfL Bochum, dem letzten Spiel anno 2003 von Hannover 96, machte nur ein Thema die Runde und wird auch in den nächsten Tagen unbeirrt am Brummkreiseln gehalten werden: Wechselt Trainer Rangnick nach Berlin oder sitzt er auch im nächsten Jahr bei den Roten auf der Bank?

Je nachdem, in welche Richtung man den Peilsender ausrichtet, ist sein neuer Job so gut wie beschlossene Sache. Oder an den Gerüchten nichts, aber auch gar nichts dran. Die zuverlässigen Quellen versiegen nicht – auf beiden Seiten.

Rangnick selbst, in der Pressekonferenz auf das Thema angesprochen, versicherte glaubhaft, dass weder er noch irgend welche Berater und Freunde mit den Berlinern überhaupt nur ein einziges Wort gewechselt haben; sprach davon, dass er seinerzeit nach reiflicher Überlegung nach Hannover gekommen sei; zählte auf, was er in den nächsten Wochen zu tun gedenke und verzichtete dann darauf, mit so etwas wie „Trainingsbeginn in Hannover“ abzuschließen. Cooles Ignorieren der üblichen Treueschwur-und-Dementi-Rituale, die auf medialer Seite regelmäßig als „gerade deshalb verdächtig“ interpretiert werden – oder aber, wenn sie ausbleiben, als Bestätigung der Vermutungen.

Dass man nach wie vor froh sein kann, einen Trainer wie Rangnick in Hannover zu haben, zeigte das Spiel gegen den besten Ruhrgebietsverein – das eigentliche Überraschungsteam der Hinserie. Die hannoversche Mannschaft, die durch das Ratlosigkeit produzierende Verschwinden Jan Simaks gehörigen Turbulenzen ausgesetzt war und der mit dem Ausfall von Lala seit etlichen Wochen ein weiterer wichtiger Spieler fehlt, sie ist intakt.

96 spielte aggressiv und durchdacht, kombinierte gelegentlich sogar wie in besten Zeiten und führte zur Halbzeit nach Brdarics wuchtigem Flachschuss mit 1:0. Neuzugang Sylvio Schröter, der nach seinem Kreuzbandriss erstmals von Beginn an dabei war und ordentlich spielte, schenkte dann in der 53. Minute den jetzt besser zupackenden Bochumern den Ausgleich, als er im Fünfer über den Ball schlug. Keine zehn Minuten später legte der ausgezeichnete de Guzman für 96 das 2:1 nach. Die Schlussviertelstunde gehörte dem VfL, nachdem Hashemian das 2:2 eingeköpft hatte.

Im Gerede der letzten Zeit weitgehend unbemerkt blieb bisher übrigens eine ganz erstaunliche Tatsache von historischen Dimensionen: So die Statistik nicht trügt, wird Ralf Rangnick am kommenden Dienstag den dritten Platz auf der Liste der ausdauerndsten Trainer bei Hannover 96 seit 40 Jahren von Reinhold Fanz übernehmen. Um den Spitzenreiter Diethelm Ferner einzuholen, der zu Zweitligazeiten 1982 nach immerhin dreieinhalb Jahren gefeuert wurde, braucht Rangnick noch eine Weile.

Aber den Kollegen Fiffi Kronsbein, der 1964 mit Hannover aufstieg, wird er in drei Monaten hinter sich lassen. Die Voraussage sei gewagt, ganz ohne Konjunktiv. Dietrich zur Nedden