KOMMENTAR VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
: Debatte als Chance

Endlich wird über Berlins historische Mitte geredet

Ist es wirklich ärgerlich und wirr, wie einige meinen, dass tagtäglich eine andere Idee zur Gestaltung der historischen Stadtmitte Berlins herumgeistert? Muss man die Vorschläge der Stadtentwicklungssenatorin für ein Kunsthalle vor Ort verteufeln, nur weil sie so unausgegoren daherkommen? Und ist letztendlich Widerstand das beste Mittel gegen die Pläne von Klaus Wowereit & Co., Marx und Engels gegen Altbauten in der Anmutung des 18. Jahrhunderts auszutauschen? Wohl kaum.

Sicher, man kann sich angesichts der ideologischen und baulichen Nostalgien an den Kopf fassen. Den Diskurs über die Entwicklung der Mitte der Stadt zu diskreditieren, ja zu verweigern aber ist falsch und kurzsichtig.

Jahrelang haben sich gerade die jetzigen Kritiker darüber – und zu Recht – beschwert, dass jede Diskussion über die Stadtentwicklung in Mitte von der unseligen Schlossdebatte erschlagen wurde. Wir erinnern uns an die Denkverbote und die Ausgrenzungen moderner Architekturideen. Öffentlichkeit, Streit, Auseinandersetzung und ein Ringen um die Ikonografie und Nutzung der Mitte von Stadt und Staat blieben verwehrt.

Die Chance dieser „tagtäglichen wirren“ Debatte liegt darin, dass es sie gibt. Endlich. Der Charme ist, dass jeder sagen kann, was er will. Natürlich ist sie nicht frei von Interessen, Macht und Dummheiten. Schon darum ist sie ein Appell, jetzt den Konflikt mittels besserer Ideen zu suchen. Foto: A. Losier

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