Landebahn mit Sicherheitstaille

Hamburg kauft Schlüsselgrundstück für die Erweiterung des Airbus-Werks. Das Vorhaben könne jetzt nicht mehr verhindert werden, glaubt der CDU-Senat und plant künftig mit zwei Optionen. Bundesregierung sichert volle Unterstützung zu

Ausbau von Airbus:So wichtig, dass „sich dem alles andere unterzuordnen hat“

AUS HAMBURGSVEN-MICHAEL VEIT

So gut gelaunt war Gunnar Uldall schon lange nicht mehr. Von einem „wesentlichen Erfolg für den Wirtschaftsstandort Hamburg, ja Deutschland“ schwärmte der CDU-Wirtschaftssenator der Hansestadt gestern Nachmittag im Rathaus. Die Verlängerung der Startbahn im Airbus-Werk „ist ihrer Realisierung ein entscheidendes Stück näher gekommen“, freute er sich. Nach dem Ankauf eines „Schlüsselgrundstücks ist das Vorhaben nicht mehr zu verhindern“. Drei weitere Grundstücke von noch immer verkaufsunwilligen Eigentümern – zwei gehören einem Lehrer, eines der Neuenfelder Kirchengemeinde St. Pankratius – würden nun „nicht mehr benötigt“, begründete Uldall seinen Optimismus. Denn die bisherige Planung, mit der Stadt und Airbus vor Hamburger Gerichten unterlagen, soll nun modifiziert werden.

Dafür werde die Piste, die um 589 Meter auf 3.273 Meter bis an den Ortsrand des Obstbauerndorfes Neuenfelde verlängert werden soll, mit einer taillierten Sicherheitszone umgeben. Luftverkehrsrechtlich vorgeschrieben sind unbebaute und ebene Flächen von 150 Metern Breite neben und vor dem Kopf der Piste. Diese Streifen sollen an zwei Stellen, an denen die Grundstücke der Widerborstigen zum Teil hineinragen, nunmehr verengt werden. Dafür ist zwar eine Ausnahmegenehmigung des Luftfahrtbundesamtes erforderlich, doch sollte das, so der Senator, „machbar sein“.

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) versicherte denn auch umgehend, die rot-grüne Bundesregierung werde den CDU-Senat „auf jedem Millimeter dieses Weges unterstützen“. Der Ausbau des Airbus-Werks sei für Deutschland als Wirtschaftsstandort so bedeutend, dass „sich dem alles andere unterzuordnen hat“.

Am Sonntag war durchgesickert, dass die Stadt ein knapp vier Hektar großes Grundstück des Obstbauern Cord Quast erworben hatte, das direkt in der projizierten Verlängerung der Start- und Landebahn liegt (taz berichtete gestern). Er gehört zu den elf Klägern, deren Enteignung für den Rollbahnausbau das Hamburger Oberverwaltungsgericht am 9. August untersagt hatte. Acht haben zwischenzeitlich zum Dreifachen des ursprünglichen Angebots an die Stadt verkauft, nun auch Quast. Bei 61,50 Euro pro Quadratmeter Obstwiese erhält der 53-Jährige nun rund 2,3 Millionen Euro.

Ums Geld sei es Quast aber nie gegangen, räumte auch Uldall ein. Für ihn habe „die Zukunft seiner Familie und seines Betriebes im Vordergrund gestanden“, sowie bestimmte Absicherungen für Neuenfelde. Deshalb hat die Stadt in einer Anlage zum Kaufvertrag weit reichende Zugeständnisse gemacht, die Quast gefordert hatte. Dazu gehören ein Sperrgrundstück, mit dem jeder weitere Ausbau der Rollbahn in der Zukunft verhindert werden könne, ein Lärmschutzwall vor der Ortschaft sowie Verbesserungen beim Hochwasserschutz. Denn in Sachen Deichsicherheit sind die Menschen in den tief liegenden Marschen an der Elbe sehr sensibel.

Die Unwägbarkeiten eines neuen Planfeststellungsverfahrens jedoch sind hoch, der Zeitplan ist knapp. Bis 2007 kann der Pistenausbau „gelungen“ sein, hofft Uldall, zwei Jahre später, als von Airbus ursprünglich gewünscht. Deshalb hält der Senat weiterhin an seinen Kaufangeboten an die beiden anderen Eigentümer fest. „Das ginge einfach schneller“, räumte Uldall ein. Und billiger: Denn jetzt, wo deren Äcker nicht mehr unbedingt notwendig sind, bietet die Stadt nur noch den „Verkehrswert“: zwei bis zehn Euro.

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