UNTERM STRICH

Augusto Boal, der Begründer des „Theaters der Unterdrückten, ist tot. Der Dramaturg und Regisseur starb am Samstag im Alter von 78 Jahren in Rio de Janeiro. Im März hatte die Unesco dem an Leukämie erkrankten Boal den Titel „Weltbotschafter des Theaters“ verliehen. Im „Theater der Unterdrückten“ greifen die Zuschauer in das Geschehen auf der Bühne ein – als Arbeit an ihrer eigenen Befreiung. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva erklärte, Boal habe sein Leben dem sozialen Wandel durch Kunst gewidmet. Nach seinem Theaterstudium in den USA war Boal von 1956 bis 1970 Autor und Mitglied des Arena-Theaters in São Paulo, das sich durch eine frühe Form des sozial engagierten Schauspiels im Brasilien der 60er-Jahre auszeichnete. Nach Verhaftung und Folter durch die Militärdiktatur ging er 1971 ins Exil nach Argentinien und Europa. 1986 kehrte Boal nach Brasilien zurück und begründete in Rio de Janeiro das „Zentrum des Theaters der Unterdrückten“. In den 90er-Jahren nutzte Boal als Stadtverordneter von Rio de Janeiro das „Theater der Unterdrückten zur Entwicklung von Gesetzesvorlagen. „Bürger sind nicht jene, die nur in der Gesellschaft leben, sondern jene, die sie verändern“, lautete sein Credo.