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Holsten-Bier in alle Welt

Die Übernahme der Hamburger Brauerei durch den dänischen Carlsberg-Konzern hat auch ein Gutes: „Holsten“ gibt es bald in mehr Ländern denn je. Die Arbeitsplätze in der Hansestadt sichert das nicht

von Daniel Wiese

Da haben die versammelten Wirtschaftsjournalisten wohl etwas missverstanden. „Die haben das in den falschen Hals gekriegt“, sagt Udo Franke, Pressesprecher der Hamburger Holsten-Brauerei. „Falscher Hals“ ist gut gesagt. Der Auslöser war möglicherweise eine Überdosis Carlsberg, aber von vorn.

Vor knapp einem Jahr hatte der dänische Brauereikonzern Carlsberg (Carlsberg Beer, Tuborg) großen Durst bekommen, seine Wahl fiel auf die Holsten-Brauerei (Holsten Pilsener, Feldschlößchen Pilsner, Duckstein). Das ist halt die Globalisierung, könnte man meinen und achselzuckend zur Tagesordnung übergehen. Bloß: Für Hamburg ist die Holsten-Brauerei ein Wahrzeichen wie der Michel, an dem ja auch keiner vorbeikommt. Die Übernahme durch Carlsberg ist keine nationale Katastrophe. Bitter ist sie schon.

Und jetzt schreiben die Nachrichtenagenturen Sätze wie: „Der dänische Brauereikonzern Carlsberg will seine deutsche Tochter Holsten-Brauerei zu einer internationalen Marke ausbauen“ (Reuters). Aha. Soll das heißen, dass Holsten bis jetzt keine „internationale Marke“ ist? Als Brauerei, die in der Welt- und Handelsstadt Hamburg sitzt, hört man das nicht gern. „Wir vertreiben seit 1881 Exportbier“, sagt Pressesprecher Franke, und warum heißt Exportbier wohl so? Eben. „Wir hatten sogar schon Lizenzverträge in China“, sagt Franke, um nur ein Beispiel zu nennen.

Bei Licht betrachtet ist es so, dass es das Holsten-Export bisher in 90 Ländern gibt. Den Vertrieb wollen jetzt die Dänen übernehmen, mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass aus 90 Ländern 140 werden. Bei Carlsberg handelt es sich immerhin um die fünftgrößte Brauerei der Welt, gerade hat man ein paar Betriebe in Westchina aufgekauft. „Das heißt aber nicht, dass wir nicht schon auf dem chinesischen Markt wären“, erinnert Holstensprecher Franke noch einmal. Nur hofft man in der dänischen Bierzentrale auf ein stärkeres Auslandsgeschäft. Der Bierkonsum in Deutschland ist rückläufig, während der Durst woanders wächst, in Asien und vor allem in Osteuropa. „Die Polen, Ungarn und Rumänen haben einen erwachenden Bierdurst, das ist ungeheuer“, sagt der Holstensprecher, und es klingt fast so, als sei er ihnen ein bisschen dankbar für ihren Durst.

Tatsächlich kann man den Holstenleuten aber nicht vorwerfen, dass sie sich bisher nichts haben einfallen lassen. Zum Beispiel wird in Hamburg-Altona ein Bier extra für den saudi-arabischen Markt gebraut. Es handelt sich um ein alkoholfreies Bier, das mit Erdbeerlimonade vermischt wird. Zeugen berichten von einem widerwärtigen Duft, in Saudi-Arabien kommt es aber gut an.

Nicht so gut zu den Expansionsplänen der neuen dänischen Besitzer passt allerdings, dass die Belegschaft der Holsten-Brauerei weiter reduziert werden soll. 150 Arbeitsplätze mussten schon bei der Übernahme vor einem Jahr dran glauben, und noch immer gibt die Chefetage keine Entwarnung. Der Markt sei rückläufig, sagte der Carlsberg-Vorstand Nils S. Andersen dem Club der Hamburger Wirtschaftsjournalisten. „Sie können davon ausgehen, dass es zu einem weiteren Abbau von Arbeitsplätzen kommt.“ Und das haben dann alle auch richtig verstanden.

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