LESERINNENBRIEFE
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■ betr.: „Der Mythos solls richten“, taz vom 28. 4. 09

Nur eine verkaufsträchtige Ikone

Ich bin schockiert über den Artikel von Marcus Moeller, der die Ausstellung „Zwischen Erde und Himmel“ in Basel kommentiert. Es gibt wohl kaum einen sinnträchtigeren Titel für Van Goghs Werk, denn er wurde zerrissen zwischen den moralischen Ansprüchen seines protestantischen Vaters und der brutalen Wirklichkeit des Kapitalismus. Sein Leiden an der Gesellschaft drückt sich in sehr vielen seiner Bilder aus, auch wenn sie als Landschaftsmalerei auftreten. Es war seine Form der Mitteilung, nachdem er als Prediger in des Vaters Fußstapfen gescheitert war. Die Familie hat ihn verstoßen, der Bruder einen heimtückischen Deal erpresst, indem er Vincent finanzierte um den Preis, dass dieser alle Bilder an Theo abliefern musste, der wiederum damit machen konnte, was er wollte. Also unterdrückte er das Werk seines Bruders. Die Verlogenheit der protestantischen Sekten in Holland ist auch von heutigen Romanciers beschrieben worden, aber wenige haben so sehr darunter gelitten wie Vincent van Gogh. Von all dem ist in dem Artikel nichts zu finden. Vielleicht sind die Ausstellungsmacher ebenso ignorant und benutzen nur die verkaufsträchtige Ikone. Das motiviert mich nicht, auf die Ausstellung zu fahren. Es ist eine Vergewaltigung eines engagierten Gesellschaftskritikers, der an der Grausamkeit dieser Gesellschaft so gelitten hat, dass er sich umbringen musste, wenn er auf einen Landschaftsmaler reduziert wird. Selbst im Detail ist der Artikel stümperhaft. Zum Beispiel war Vincent ursprünglich Galerist wie sein jüngerer Bruder, der sich schon als junger Mann in der modernen Malerei hervorragend auskannte, und nicht der dumpfe Holländer, der erst spät Zugang zu ihr fand. Gerhard Stange

■ betr.: „Managerhaftung verschärft“, taz vom 24. 4. 09

Supermanager lachen uns aus

Warum wird so lange mit den Maßnahmen gewartet, respektive beraten? Mit welchem Recht werden diese Manager immer noch belohnt? Sie erhalten so viel Geld, dass ich von anständigen Ergebnissen ausgehen möchte. Und nicht, dass ganze Firmen und Unternehmen ins Aus geführt werden. Jeder Angestellte wird sofort zur Verantwortung gezogen, egal wie schwer sein Vergehen ist. In den meisten Fällen wird ihm auch eiskalt durch Kündigung die Existenz genommen. Die „Supermanager“ lachen uns doch aus, bekommen sie noch immer Belohnungen zu ihren Kündigungen dazu.

Elvira Gomoll, Stendal

■ betr.: „Der Wahnsinn aller“, taz vom 29. 4. 09

Das langweilige Leben anderer

Ein herrlicher Artikel! Allerdings erwähnt Autor Klaus-Peter Klingelschmitt nicht die therapeutische Leistung von Twittern und Blogs. Bisher dachte ich immer, mein Leben sei im Ganzen recht langweilig und uninteressant. Seit ich Twitter und Blogs lese, weiß ich, um wie viel langweiliger das Leben anderer ist. Das macht Mut. Frank Stenner, Cuxhaven

■ betr.: Das neue taz-Layout

Schlecht zu lesen

Ich gehöre in zweifacher Hinsicht zu Ihren alten Lesern: Ich bin 81 Jahre alt und habe seit 1992 ein Abo (lese die taz aber schon sehr viel länger). Eine Eigenart des Alters ist wahrscheinlich, dass man gewisse Gewohnheiten zu schätzen weiß. So bin ich einem Lebensmittelgeschäft untreu geworden, weil dort regelmäßig umgeräumt wurde. Ich kaufe jetzt bei einem anderen, wo ich alles schnell finde und nicht unnötig Zeit mit Suchen verplempere.

Aus demselben Grund stößt bei mir die Umgestaltung der taz nicht auf helle Begeisterung. Aber da ich die taz schätze, werde ich das überstehen.

Eins aber finde ich ärgerlich! Die neue „magere“ Schrift an manchen Stellen. Sie sieht zwar edel aus, ist aber nur mühsam zu lesen. Ich könnte mir denken, dass das nicht nur mein Problem ist. Schließlich besteht Ihre Leserschaft nicht nur aus jungen Leuten. Vera Hasse, Wuppertal

■ betr.: Rückmeldung zur „neuen taz“

Allein die großen Seitenzahlen!

Seit vielen, vielen Jahren bin ich treue taz-Abonnentin. Deshalb möchte ich euch zur „neuen taz“ doch eine kurze Rückmeldung geben. Das Layout sagt mir im Ganzen zu, zumal es für mich, die ich schlecht sehen kann, nun leichter mit dem Lesen ist, allein schon die schönen großen Seitenzahlen …

Insgesamt wird jetzt viel zu viel Farbe verwendet, die sollte wirklich für ganz wichtige Sachen aufgehoben werden. Das dicke Papier beim Magazin ist schlichtweg doof.

Aber jetzt zum Eigentlichen: Am Samstag war ich nach einer knappen Dreiviertelstunde durch mit der eigentlichen Zeitung! Das darf es doch nicht sein! Auf den Wirtschaftsseiten erhalte ich ja fast nur noch rudimentäre Informationen! Auch insgesamt habe ich den Eindruck, dass weniger Info rüberkommt, weniger Hintergrundwissen. Wenn das so bleibt, werde ich mich nach einer anderen Zeitung umsehen müssen. Ulrike Niehues, Köln

■ betr.: sonntaz vom 2./3. 5. 09

Die Postmoderne ist erledigt

Als Abonnent der ersten Stunde bin ich von der taz viel Buntes gewohnt. An diesem Weekend wurde es mir dann doch zu bunt: Im Kulturteil wird jeder Mist gewürdigt, wie das schnöselige Meyerhoff-Theater; dieser Popper soll, wenn er denn Gefängnisse so mag, sich mal einlochen lassen. Viel Spaß. Mir hats gereicht, wegen unwichtiger Cannabisdelikte von einer ideologischen Politik um Jahre meiner Jugend beraubt zu werden. Hat sich wohl noch nicht überall herumgesprochen, dass die Postmoderne erledigt ist? Und die exotische Reisereportage über West-Irian, West-Neuguinea, hat in der taz nichts zu suchen. Da fahren dann wieder ein paar Idioten mehr hin, um die Einwohner zu begaffen. Sanfter Tourismus, eh? Und schon wieder, der maßlos überschätzte Selbstdarsteller Schlingensief. Also Leute!

Jürgen Schierholz, Bremen