Dritter Startversuch

Nach dem dritten Gutachten sollte der Flughafenausbau in Mülheim kein Problem mehr sein. Doch will ihn nur einer von drei Gesellschaftern

Wolf-Jürgen Richter (Grüne): „Letztendlich ist das ein fein gewebter Teppich der Sozialdemokratie“

VON ELMAR KOK

Wenn es nach der Mülheimer SPD und ihrer Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld geht, kann der Flughafen Mülheim-Essen endlich für den Start von Düsenflugzeugen ausgebaut werden. Leider sind die beiden anderen Gesellschafter, das Land NRW und die Stadt Essen gegen den Ausbau des Airports.

Dennoch will sich die SPD mit aller Macht für das zukünftige Starten und Landen von Learjets am Flughafen Mülheim-Essen stark machen. „Wir wollen den Flughafen zu einem richtigen Geschäftsflughafen ausbauen“, sagt Wilfried aus der Beek, Fraktionsgeschäftsführer der Mülheimer SPD. Allerdings gibt er zu bedenken, dass sich das Land zum Thema lieber bedeckt hält, denn schließlich sei der Ausbau unter der jetzigen Koalition kaum zu vermitteln. Das könne sich mit der Landtagswahl im Jahr 2005 jedoch schnell ändern, hofft aus der Beek: „Unter Rot-Gelb sieht das dann ganz anders aus.“ Die SPD will zusammen mit der FDP, mit der sie eine Ein-Stimmen-mehrheit im Mülheimer Rat hat, den Ausbau durchsetzen

Die Flughafenpläne sehen bis 2007 vor, den Luftverkehr für Geschäftsreisende von jetzt 3.500 Starts und Landungen auf dann 12.000 zu erhöhen. Damit der Ausbau klappt, hat der Flughafen gestern nach dem Jahr 2000 ein zweites Gutachten veröffentlicht, welches zum Schluss kommt, die Lärmbelästigung des Flughafens werde durch den Ausbau ab- und nicht zunehmen. Für aus der Beek ganz logisch: „Learjets sind leiser als Propellermaschinen.“

Die Grünen im Mülheimer Rat halten die Gutachten für frisiert. Die Zahlen seien geschönt, sagt Wolf-Jürgen Richter, Chef der Mülheimer Grünen. Letztlich sei das gestern Vorgestellte schon das dritte Gutachten. Das erste sei gar nicht erst veröffentlicht worden, da die Ergebnisse zu schlecht gewesen seien, sagt Richter. Auch bei dem neuen blieben Zweifel: „Das Problem ist, dass die vorgestellten Zahlen Mittelwerte sind.“ Schließlich sei ein Ab- oder Landeanflug sehr kurz und laut, während es davor und danach wieder relativ ruhig werde. Da aber das Land Nord-rhein-Westfalen und die Stadt Essen den Flughafen nicht wollten, sagt Richter, sei die Erstellung von immer neuen Gutachten herausgeworfenes Geld: „Geschäftsführer Reiner Eismann betreibt hier ein teures Hobby auf Kosten des Landes.“ Der Fraktionsführer der Essener SPD, Reinhard Paß, hält die Ausgaben für den Flughafen für richtig, obwohl sich die Essener SPD gegen den Flughafen ausspricht. „Dass ein Geschäftsführer versucht, seinen Betrieb zu verbessern, halte ich für legitim.“ Schließlich mache der Flughafen im Jahr rund 600.000 Euro Verlust. Zudem müssten Politiker immer offen für neue Erkenntnisse sein, „denn sonst wären wir ja die ewig gestrigen.“ Die Essener Politiker von CDU, SPD und Grünen hatten schon vor Jahren den Beschluss zur Einstellung des Flughafens gefasst. Ansonsten sei die Zusammenarbeit mit den Mülheimern am Flughafen aber gut, betont Paß: „Im Gewerbegebiet am Flughafen arbeiten wir hervorragend zusammen.“