Zu viel Geld

KÖLN taz ■ Während die ganze Kölner Stadtverwaltung jeden Cent dreimal umdreht, bevor er ausgegeben wird, und Kämmerer Peter-Michael Soénius auch für das neue Jahr 2004 wieder eine Haushaltssperre verhängt hat, scheint man beim Beschäftigten-Blättchen Stadt intern immer noch gut bei Kasse zu sein. Trotz aller Sparappelle ist die Publikation des Pressamts wieder in verschwenderischer Schönheit aufgelegt worden. Bunte Bilder von Betriebsfesten finden sich in der 48-seitigen Veröffentlichung ebenso wie Buchtipps zum Weihnachtsfest.

Auf zwei A4-Seiten sind kostenlose Privatanzeigen der städtischen Beschäftigten abgedruckt. Da kann man ein gut erhaltenes Schaukelpferd kaufen, Computer werden angeboten oder eine Pony-Thermodecke angepriesen. Wer 200 große Faxrollen für jeweils zwei Euro braucht, kommt in dem städtischen Anzeigenblatt ebenso auf seine Kosten wie potenzielle Liebhaber eines kiefermassiven Doppel-Etagenbetts für 50 Euro. Vom Auto- über den Wohnungsmarkt bis zu Ferienappartements und Wohnmobilen reicht die Angebotspalette der kostenlos inserierenden Beschäftigten.

Dass das nicht immer so bleiben kann, wissen offenbar auch die Macher von Stadt intern. Nicht, dass sie befürchten würden, etablierten Verlagen Konkurrenz zu machen – so weit denkt bei den Stadtoberen niemand. Nur die Haushaltslage verursacht nach einem Bericht des Blattes einen „Strudel“. Weil wenig Geld zur Verfügung stehe, werde die „Aktualität leiden“. Und 2005 werde es die Zeitung „mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr geben“. Auf ihren Anzeigenfriedhof wollen die Beschäftigten aber nicht verzichten – deshalb wird jetzt darüber nachgedacht, Stadt intern künftig per Mail an die Mitarbeiter zu verschicken. FRANK ÜBERALL