Strahlend abgebrannt

Sechs Zwischenlager für Atomkraftwerke in Norddeutschland genehmigt. Ab Mitte 2005 sollen so Castor-Transporte in die Wiederaufarbeitung überflüssig werden

hamburg dpa/taz ■ Das Ende der umstrittenen Castor-Atommülltransporte rückt näher: Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat gestern die letzten drei von zwölf Genehmigungen für Zwischenlager an den jeweiligen Standorten der Atomkraftwerke ausgesprochen. Dazu gehört auch der Reaktor Krümmel bei Geesthacht. „Wir haben den Part des Bundes erfüllt“, meinte BfS-Präsident Wolfram König in Hannover. Nun liege es an den Kraftwerksbetreibern, die Standort-Zwischenlager für ihre abgebrannten Brennelemente zu errichten.

„Wir haben die Zielmarke 2005“, sagte König. Der von der Bundesregierung vereinbarte Atomausstieg sieht vor, dass nur noch bis zum 30. Juni 2005 Transporte zu den Wiederaufarbeitungsanlagen nach La Hague in Frankreich und Sellafield in Großbritannien rollen dürfen. Allerdings lagern dort noch rund 120 Behälter, die nach bestehenden Verträgen in den kommenden zehn Jahren ins Zwischenlager Gorleben im Wendland gebracht werden sollen.

Die Kraftwerksbetreiber hätten signalisiert, dass sie binnen zwei Jahren in der Lage sind, die Standort-Zwischenlager zu bauen, sagte König. Nach der atomrechtlichen Genehmigung benötigen sie allerdings auch noch die baurechtliche Genehmigung der örtlichen Behörden. „Ich gehe davon aus, dass die Energieversorgungsunternehmen sich genauso an die Vorgaben halten wie die Bundesregierung und diese Zwischenlager bauen, damit keine Transporte mehr stattfinden müssen“, sagte König.

Das BfS hat die Aufbewahrung der abgebrannten Brennelemente nur bis maximal 40 Jahre genehmigt. Die Bundesregierung will indessen bis 2030 ein Endlager für radioaktive Abfälle erkunden und ausbauen lassen. Deshalb schließt König aus, dass die jetzt genehmigten Standort-Zwischenlager schleichend in Endlager verwandelt werden.

In Norddeutschland sollen auf der Grundlage der vom BfS genehmigten Anträge Zwischenlager auf den Betriebsgeländen von sechs Reaktoren errichtet werden: Brokdorf, Brunsbüttel und Krümmel in Schleswig-Holstein sowie Grohnde, Lingen und Unterweser in Niedersachsen. Für das am 14. November stillgelegte Atomkraftwerk Stade ist kein Zwischenlager vorgesehen. Die weiteren sechs Genehmigungen gelten für Atommeiler in Süddeutschland. smv