Doppelter Schutz für Atomlager im Norden

Atomzwischenlager für Philippsburg, Gundremmingen und Krümmel genehmigt. Dünnere Wände im Süden

GUNDREMMINGEN taz ■ Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat gestern die letzten drei deutschen Atomzwischenlager genehmigt. Die Standorte sind Krümmel, Philippsburg und Gundremmingen. Wolfram König, der Präsident des BfS, sagte dazu in Hannover, damit rücke das Ende der umstrittenen Castor-Transporte näher. Bis 2005 sollen an allen AKW-Standorten Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente gebaut sein. Es wird allerdings eine Reihe von Klagen dagegen geben.

Das „Forum gemeinsam gegen das Zwischenlager“ aus Gundremmingen hat bereits über seinen Sprecher Raimund Kamm angekündigt, juristisch gegen die Genehmigung vorzugehen. Mehr als 76.000 Einwender aus Deutschland, dazu nochmals 22.000 aus dem benachbarten Österreich, haben sich gegen das Atomlager ausgesprochen. Sie kritisieren besonders, dass die Lagerhallen für den Atommüll im Norden beinahe doppelt so stark sein werden wie in Süddeutschland. Ein Sicherheitsrisiko, meint der Atomphysiker und Gutachter in Zwischenlagerfragen, Wolfgang Neumann von der „Gruppe Ökologie“ in Hannover: „In einem Zwischenlager für bestrahlte Brennelemente ist ein so großes Radioaktivitätsinventar enthalten, dass eine doppelte Barriere da sein muss.“ Das heißt, die Lagerhalle für die Castoren selbst müsse so sicher sein, dass sie einen Flugzeugabsturz überstehe. Die Castoren aber seien nur in Rechenmodellen und niemals in realen Versuchen am derzeit verwendeten Originalbehälter getestet worden. Die Sicherheit bei einem Flugzeugabsturz wurde vor dem Hintergrund möglicher Terroranschläge intensiv geprüft, sagte BfS-Präsident König. Er kommt zu dem Schluss: „Eine erhebliche Gefährdung von Leben und Gesundheit in Folge von Direktstrahlung oder der Freisetzung von erheblicher Menge radioaktiver Stoffe ist selbst unter solchen Szenarien ausgeschlossen.“

Diese Aussage wird von Einwendern vehement bezweifelt. Schließlich weiß die Bundesregierung bis heute nicht, wie sie Atomanlagen wirkungsvoll vor Terroranschlägen schützen kann. Sogar mit der künstlichen Vernebelung von Atomkraftwerken wird derzeit experimentiert. Auch der atomfreundliche Bürgermeister von Gundremmingen, Wolfgang Maier, wehrt sich. „Ein Zwischenlager ist nichts anderes als eine Halle, wo die Castoren stehen bleiben. Das sagt natürlich einem sensiblen Menschen, hier ist vielleicht doch etwas, das Probleme aufbringen könnte, und das wollen wir verhindern.“

Freilich nur für seine Gemeinde. Denn Maier und die bayerische Staatsregierung haben keine Bedenken, den Atommüll weiter in die bisherigen Zwischenlager in Gorleben oder Ahaus zu bringen. Doch genau dieses Verschieben des Atommülls will der Atomkonsens verhindern. Und es soll laut dem BfS-Präsidenten auch kein heimliches Endlager unter den zwölf Zwischenlagern entstehen. Daher habe man die Genehmigung auf maximal 40 Jahre begrenzt. KLAUS WITTMANN