Gesundheitsreform setzt HIV-Patienten hart zu

Bei der niedersächsischen Aids-Hilfe will man mindestens eine Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Medikamente

Natürlich klingt das im ersten Moment nach viel Geld: 1.135.501 Euro kamen gerade als Spendenerlös für die Deutsche Aids-Stiftung bei der SAT.1-Benefizsendung „Hitgiganten Winterspecial“ zusammen. Im tristen Alltag ohne seine Spendentöpfe aber trifft die Gesundheitsreform HIV-Patienten nach einer Umfrage der Niedersächsischen Aids-Hilfe (NAH) besonders hart.

„Der Hauptgrund sind die Praxisgebühren und die Kosten für nicht verschreibungspflichtige Medikamente“, sagte Imke Schmieta von der NAH gestern in Hannover. Viele Patienten unterbrächen deswegen ihre Therapie, weil sie sie nicht mehr finanzieren könnten. Dramatisch sei das vor allem bei Menschen, die sich in einem Methadon-Programm befänden. Drei Prozent der Befragten seien bereits rückfällig geworden, sagte Schmieta.

Die NAH befragte 136 Betroffene. In Niedersachsen gibt es rund 3.500 HIV-infizierte Menschen. Die meisten von ihnen werden in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) behandelt. Matthias Stoll von der MHH betonte dabei, dass die Medikamente regelmäßig und dauerhaft eingenommen werden müssten, da es sonst zu einer Resistenz komme. „Dadurch wird die Therapie bis zu 10.000 Euro pro Person teurer.“

Achim Weber von der NAH forderte angesichts des Umstands, dass mehr Kosten als nur die vierteljährliche Praxisgebühr anfallen, klare Lösungsvorschläge. Zum Beispiel die Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Medikamente. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass Sozialhilfeempfänger generell von Zuzahlungen bei Medikamenten befreit werden sollten. dpa