Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Es ist schon interessant, wenn das immer ausuferndere Gallery Weekend auf die mittlerweile wieder Castorfsche Inszenierungen sprengende Dimension des politischen 1. Mais trifft. Bereits am Vorabend war zu beobachten wie Wolfgang Karl May ein an einen Maibaum erinnerndes mobiles Baumhaus inklusive Stamm vor einer Bar in Mitte errichtete. Etwas früher hatten sich bereits Jochen Arbeit (Einstürzende Neubauten) und Vania Rovisco auf Einladung der Krome Gallery interpretationsschwer auf der Karl-Marx-Allee eingemauert. Selbstverständlich nicht ohne Polizei, die durch die herrlich weißen Steine angezogen wurde. Ein recht ehrliches Gefühl vermittelte „Full of Emptiness“, wofür eine Reihe von KünstlerInnen Leere fokussierten: Markus Drapers Video „Bodenlos“, das nicht nur mit dem Verlust der Bodenhaftung kokettierte, sondern auch unzählige Bretter (von den Köpfen der Menschen) in ein schwarzen Loch aufsog. Immer wieder ein Thema: die Medien, wie bei Joep van Liefland oder Renata Kaminska (siehe Serie), die mit ihrer Videoinstallation „Asphalt Cowboy“ zwei Rücken an Rücken stehende Monitore mit zerstörten, pixeligen Fernsehbildern zeigte. Eben den neuesten Schrei aus der Clip-Szene. Ebenfalls herausragend Tatjana Dolls „Sternengucker“, das Gemälde eines etwa drei Meter hohen Gebotsschilds mit einem Trinker. Einen der pointiertesten Kommentare liefert in diesen Tagen aber Gregor Hildebrandt bei Jan Wentrup: Liebe zum Hedonismus, Geschichtsbewusstsein, das Recht auf Rausch, politische wie gesellschaftliche Perspektiven auf das Leben und die Arbeit kommen hier zusammen, ohne dass es einem schwindelt: Denn hier hängt Malewitschs schwarzes Quadrat gleich einer Wandkassette beklebt mit Musikkassettenbändern und strahlenförmig eingefasst von einer Batterie Bier- und Champagnerpullen.

Gregor Hildebrandt: „Dass dieser Mai nie ende“, bis 13. Juni, Di-Sa 11-18 Uhr, Galerie Wentrup, Tempelhofer Ufer 22