Herten wird hässlich

„Gossenniveau“: CDU will Entschuldigung von SPD-Bürgermeisterkandidat Paetzel. Der hatte Hertens Schillpartei als „CDU-Filiale“ bezeichnet

Vorwahlkampf: CDU fordert Satisfaktion, SPD denkt nicht dran, Schill will mehr „SPD-Filz“ aufdecken

VON MARTIN TEIGELER

In Herten eskaliert die Schlammschlacht der Kommunalpolitiker. Auslöser sind die Aussagen von SPD-Bürgermeisterkandidat Uli Paetzel in der taz vom Freitag. Die Hertener Schillpartei sei nur eine Filiale der Christdemokraten, hatte Paetzel gesagt. „Die erledigen die Drecksarbeit der CDU.“ Dafür fordern die Konservativen jetzt eine Entschuldigung: “Die SPD begibt sich damit auf niedrigstes Gossenniveau“, wird Fraktionschef Stefan Grave im Hertener Lokalteil einer Regionalzeitung zitiert.

Auch Schillpartei-Ortsvorsteher Borsu Alinaghi reagiert sauer auf die Äußerungen von Paetzel. „Dieser verbale Ausrutscher zeigt, dass die Genossen nervös sind“, so Alinaghi. „Wir sind keine CDU-Filiale, sondern eine eigenständige Kraft.“ Richtig sei, dass von 31 Schill-Aktivisten neun ehemalige CDU-Parteimitglieder sind. Auch Schill-Chef Alinaghi ist Ex-Christdemokrat. Das langjährige Vorstandsmitglied der Hertener CDU trat im Juni 2003 als Reaktion auf die „Anbiederung Angela Merkels an US-Präsident George Bush“ aus. „Ich war gegen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf den Irak.“

SPD-Bürgermeisterkandidat Uli Paetzel lehnt eine Entschuldigung für seine Äußerungen ab. „Ich habe nur das ausgesprochen, was jeder in Herten weiß“, sagt der Sozialdemokrat. Er habe niemanden beleidigen, sondern nur auf eine schlichte Tatsache hinweisen wollen. „Dass die Schillpartei durchsetzt ist mit ehemaligen CDU-Mitgliedern, ist Fakt.“ Seit Wochen überbieten sich die politischen Parteien in Herten mit gegenseitigen Vorwürfen. Erst deckte die Schillpartei auf, dass der langjährige SPD-Chef Herbert Werner städtische Dienstwagen privat nutzte. Wie ein Gegenschlag wirkten die Anschuldigungen der SPD, wonach die Schillpartei ihre Zentrale in ein privates Altenheim verlegt habe.

Wenn es nach Schillpartei-Chef Borsu Alinaghi geht, wird der Parteienstreit weiter gehen. Der Rechtspopulist, der sich selbst zum Flügel des geschassten Parteigründers Ronald Barnabas Schill zählt, kündigte gestern weitere Enthüllungen an. „Die kriminellen Machenschaften der Filz-Genossen werden wir aufdecken“, sagt Alinaghi. Verzichten muss die Hertener Schillpartei dabei auf das Mitglied Ralf Kirsch. Der Besitzer jenes Altenheims, in dem sich angeblich die Schill-Zentrale befinden soll, trat am Freitag aus der Partei aus. Kirsch war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.