nach kresniks rausschmiss
: Lasst doch die Christen in Ruhe – Zeitungen sind viel schlimmer

22. Januar, Kresnik im Dom: Das wäre ein spannender Termin gewesen. Nun wird er die Zehn Gebote also in der Friedenskirche inszenieren, und man fragt sich mit Bedauern, was dort wohl aus der Wucht wird, die der eigentlich beabsichtigte Zusammenprall von Thema, Raum und Regisseur verheißen hatte.

Trotzdem ist es billig, jetzt auf die vermeintlich reaktionären DomvertreterInnen einzudreschen. Es ist völlig legitim, dass sie ihre Kirche nicht als Kulisse, sondern als Raum mit autonomem Charakter behaupten – und Grenzen gegenüber Funktionalisierungen setzen. Das ist allemal authentischer als ein total-liberales anything goes.

Sicher: Ob Kresnik in diesem Sinn überhaupt „zu weit“ gegangen ist – oder vielmehr: wäre –, darüber kann man sehr geteilter Meinung sein. Und doch muss man akzeptieren, dass darüber die Betroffenen entscheiden. Deren Bekundungen, darunter die skeptische Stellungnahme einer unbestreitbar modernen Theologin wie Margot Käßmann, unter „fundamentalistisch“ zu subsumieren, ist jedenfalls kompletter Schwachsinn.

Kritikwürdig ist vielmehr die Hysterie, die das Zusammenspiel von voyeuristischer Teufelsaustreiber-Pose in der „Bild Bremen“ mit der weserkurierenden Advents-Frömmelei hervorgebracht hat. Vor so einer Dynamik kann man sich in der Tat gruseln.

Henning Bleyl