Gerangel unter Genossen

Ende Februar ist High Noon: Im SPD-Unterbezirk Stadt zeichnet sich ein Machtkampf zwischen Wolfgang Grotheer und Carmen Emigholz um den Parteivorsitz ab

Bremen taz ■ Im provisorischen Bürgerschaftsfoyer im Bremer Rathaus konnte man in der vergangenen Woche eine kleine, aber durchaus symbolträchtige Szene beobachten: Während der SPD-Abgeordnete Wolfgang Grotheer in einer Ecke der Oberen Rathaushalle viel mit seinem Handy sprach, drückte sich seine Fraktionskollegin Carmen Emigholz in einer anderen Ecke herum, und redete eifrig auf einen Medienvertreter ein. Man wird annehmen dürfen, dass Gegenstand der Grotheerschen und Emigholzianischen Wortkaskaden nicht gerade die erste Lesung zum Gesetz zur Änderung des Privatschulgesetzes war.

Seit längerem bereits raunt es in der Bremer SPD, dass Kulturexpertin Emigholz den Platzhirsch Grotheer herausfordern wird, wenn Ende Februar dessen Wiederwahl als Vorsitzender des mächtigen SPD-Unterbezirks Stadt ansteht. Noch vor Weihnachten soll es, sagen gut informierte SPDler, ein Vier-Augen-Gespräch zwischen den Kombattanten geben. „Ich nehme das Ernst“, sagt Grotheer zu einer Gegenkandidatur. Er werde sich erneut zur Wahl stellen. Er wolle als UB-Chef eine Organisationsreform seiner Partei anpacken. Und natürlich will er auch mitreden, wenn es um die Regelung der Scherf-Nachfolge geht.

Ruft man beim SPD-Landesverband an, ist die Auskunft, was eine Gegenkandidatur betrifft, eindeutig: „Frau Emigholz wird die Kandidatin sein“, glaubt Geschäftsführer Roland Pahl zu wissen. Emigholz, die sich selbst derzeit nicht zu dem Thema äußern möchte, sei eine „kompetente, engagierte, sehr respektable Kandidatin“, sagt Pahl. Zudem habe sie „auch die Ausstrahlung, die man für eine derartige Aufgabe braucht“. Eine Organisationsreform werde „meist glaubwürdiger, wenn das mit neuen Köpfen verbunden wird“, so Pahl. Im Übrigen halte er es für „gut, wenn so ein Aufbruch von einer Frau verkörpert wird“. jox