Studierende sind nicht schuld

betr.: „Wir sind noch nicht dumm“, „Protest in eigener Sache“, Kommentar von Christian Füller, taz vom 15. 12. 03

Ist Herrn Füllers geistiger Erguss nur der Beweis für die Dekadenz einer linken Szene, die glaubt, keinen Nachwuchs zu brauchen und diesen auch nicht will? Außerdem bezweifle ich, dass diese so verzogenen „Angestellten- und Beamtenkinder“ – zu denen ich auch gezählt werden muss – Arbeiter vorsätzlich ausgeschlossen haben, als sie gegen Bildungs- und Sozialabbau demonstrierten.

Natürlich findet es nicht nur Herr Füller bedauerlich, dass sich bisher keine einheitliche Front gegen die Sparpläne der Regierung gebildet hat; allerdings ist es meiner Meinung nach unfair, die Schuld daran den Studenten zuschieben zu wollen. Vielleicht liegt der Mangel an Arbeitern und Arbeiterkindern auf der Demo auch daran, dass das Proletariat kein Selbstbewusstsein mehr hat und sich deshalb nicht mehr von anderen abzuheben wünscht. Das soll nicht heißen, es gäbe eine generelle Chancengleichheit diesbezüglich – aber wie groß sind die Chancen von Arbeiterkindern an Unis, wenn auch noch Studiengebühren hinzukommen?

CHRISTIANE BALZ, Frankfurt amMain